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Erfurt gedenkt der Opfer rechter Gewalt

Mehrere hundert Menschen haben in Erfurt der durch rechtsextreme Gewalttäter getöteten Menschen in der Stadt gedacht. Damit setze die Stadtgesellschaft ein sichtbares Zeichen und gebe dem Schicksal der Opfer erstmals einen festen Platz im öffentlichen Bewusstsein, sagte Oberbürgermeister Andras Horn (CDU) bei der Gedenkveranstaltung am Samstag.

Der vom Stadtrat beschlossene Gedenktag schlage eine Brücke zwischen historischer Verantwortung und Gegenwartsfragen, sagte Horn. Besonders begrüßenswert seien die thematischen Verbindungen zu bestehenden Erinnerungs- und Bildungsorten in Erfurt, etwa zum Erinnerungsort „Topf & Söhne“, an dem die Auseinandersetzung mit Täterschaft, Verantwortung und Zivilcourage im Mittelpunkt stehe. Zum Gedenktag auf dem Domplatz informierten auch Opferverbände über ihre Arbeit. Podiumsdiskussionen waren Aspekten rassistischer Gewalt gewidmet.

Laut Horn sind seit 1990 in Erfurt mindestens drei Menschen durch rechtsmotivierte Straftaten zu Tode gekommen. Nach Recherchen der Thüringer ezra-Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt wurde der damals 58-jährige Heinz Mädel 1990 in Erfurt homosexuellenfeindlich beleidigt, attackiert und so schwer verletzt, dass er wenige Tage später starb.

Der 24-jährige Ireneusz Szyderski, ein polnischer Erntehelfer, sei 1992 aus rassistischen Motiven von Neonazis brutal misshandelt worden und auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben, hieß es. Der 48-jährige Hartmut Balzke sei 2003 bei einem Angriff von Neonazis so schwer verletzt worden, dass er zwei Tage später starb.