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Erdbeben in Myanmar – Militärregierung lehnt Waffenstillstand ab

Fünf Tage nach dem schweren Erdbeben der Stärke 7,7 ist in Myanmar die Zahl der Toten auf über 2.700 gestiegen. Unterdessen wurde ein Konvoi des Roten Kreuzes beschossen.

Die Militärregierung in Myanmar lehnt für die Zeit von Hilfsmaßnahmen nach dem schweren Erdbeben einen Waffenstillstand in dem Bürgerkriegsland ab. “Einige ethnische bewaffnete Gruppen sind derzeit vielleicht nicht aktiv in Kämpfe verwickelt, aber sie sammeln sich und trainieren zur Vorbereitung auf Angriffe. Da es sich um eine Form der Aggression handelt, wird das Militär die notwendigen Verteidigungsoperationen fortsetzen”, sagte Juntachef Min Aung Hlaing in der Hauptstadt Naypyidaw laut myanmarischen Exilmedien (Mittwoch). Militäroperationen gegen den Widerstand gingen weiter.

Die demokratische Untergrundregierung Myanmars hatte am Sonntag in den von dem schweren Erdbeben zwei Tage zuvor betroffenen Regionen einen einseitigen Waffenstillstand erklärt. Mit der Ausnahme von Verteidigungsmaßnahmen würden alle offensiven Militäroperationen für zwei Wochen ausgesetzt, hieß es in einer Erklärung der “Nationalen Einheitsregierung”.

Unterdessen stieg die Zahl der Todesopfer nach dem Beben auf mehr als 2.700, wie die Junta mitteilte. Mehr als 4.500 Menschen wurden demnach verletzt, gut 400 Menschen seien vermisst.

Truppen der Militärjunta hatten am Dienstag das Feuer auf einen Hilfskonvoi des chinesischen Roten Kreuzes eröffnet. Dieser war unterwegs, um Opfer des Erdbebens in den Regionen Sagaing und Mandalay zu unterstützen. Der Konvoi habe keine Genehmigung der Behörden gehabt, sagte ein Sprecher der Junta. Wie myanmarische Exilmedien berichteten, wurde der Konvoi nach dem Zwischenfall unter dem Schutz von Einheiten der Rebellenarmee TNLA des Volkes der Ta’ang zu einem ihrer Stützpunkte geleitet.

Auch nach dem Erdbeben lässt die Militärregierung ihre Luftwaffe weiter zivile Ziele, auch in der Nähe des Erdbebengebiets, bombardieren. Ein Mitarbeiter der christlichen Hilfsorganisation Free Burma Rangers erklärte auf WhatsApp: “Es ist einfach unglaublich empörend! Welche Regierung bittet nach einem der schlimmsten Erdbeben aller Zeiten um internationale Hilfe und bombardiert dann weiterhin Menschen und tötet sie?”

Die Junta behindert in den von ihr kontrollierten Gebieten in der Region Sagaing die Erdbebenhilfe. Helfer müssen sich nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch vom Militär die Erdbebenhilfe genehmigen lassen sowie Listen der freiwilligen Helfer und Spenden einreichen. Zudem würden die Rettungsbemühungen durch die seit der Covid-19-Pandemie geltenden Ausgangssperren behindert.