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Ene mene muh und was glaubst du?

Die Kirchengemeinde Nikolassee bietet einen Glaubenskurs in Modulen an. Zaungäste sind willkommen.

Von Steffen Reiche

Glaubenskurse sind eine wunderbare Neuerfindung des eigentlichen und ursprünglichen Auftrages von Kirche: Gehet hin in alle Welt und redet vom Evangelium. Immer wieder machen wir bei uns selbst und anderen die Erfahrung von Sprachlosigkeit – auch in zentralen Glaubensfragen. Zu oft reden wir nur in vertrauten Sprachhülsen, ohne dass der Funke lebendigen Glaubens ein Feuer entzündet. Wir bemühen uns deshalb in unserer Gemeinde in Berlin-Nikolassee mit einem dauerhaften Glaubenskurs, diese Sprachlosigkeit zu überwinden und miteinander neu sprechen zu lernen. Denn erst, wenn Glaube sich wieder neu und relevant ausdrücken kann, vermag er uns neu zu ergreifen und zu tragen. Dann wird aus den alten, vertrauten Möbelstücken unserer Glaubenswohnung eine lebendige Erfahrung.

Sich trauen zu fragen

Das Motto kommt bewusst salopp daher: „Ene mene muh und was glaubst du?“ Diese Frage will die Kirchenschwelle bewusst niedrig halten, sozusagen behindertengerecht, angesichts unserer Sprachlosigkeit zu wichtigen Glaubensfragen. Aber dann geht es mit den Fragen der Teilnehmer zur Sache beziehungsweise in die Untiefen des Glaubens. „Was sie schon immer über den Glauben wissen wollten“, sich nur nicht zu fragen trauten. Um nicht dumm dazustehen oder dumm stehengelassen zu werden.Glauben ist nichts Geerbtes, aber eben auch kein Geschenk vom Himmel. Glauben kann man sich nicht erarbeiten. Glauben entsteht im Hören auf das Erbe an Offenbarung. Und durch neues, lebendiges Fragen. Fragen, um zu verstehen. Dort wo Glaube erlebt wird, scheint er wie ein Geschenk vom Himmel. Hören inmitten all der fremden Stimmen ist kein leichtes Stück Arbeit, aber eine wunderbare Erfahrung.

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