Wunsch und Wirklichkeit: Viele Mütter und Väter wollen anders arbeiten, doch es mangelt an den Voraussetzungen. Große Unterschiede zwischen Ost und West gibt es beim Wunsch nach Vollzeiterwerbstätigkeit.
Eltern in Ost- und Westdeutschland ticken bei der Frage von Familie und Beruf unterschiedlich. Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung hervor, die am Mittwoch in Wiesbaden vorgestellt wurde.
Wie die Wissenschaftler mitteilten, gibt es im Osten auch bald 34 Jahre nach der Wiedervereinigung mehr Zustimmung für eine hälftige Aufteilung der Erwerbsarbeit als im Westen Deutschlands. Vor allem eine Vollzeit-Erwerbstätigkeit beider Elternteile wird nach ihren Erkenntnissen mit – je nach Alter des Kindes – bis zu 62 Prozent häufiger befürwortet als in Westdeutschland. Dort sind es im Vergleich nur bis zu 38 Prozent. Zwar setzen überall erheblich weniger Eltern dieses Modell um – mit bis zu 43 Prozent sind es im Osten aber weiterhin mehr als im Westen mit maximal 16 Prozent.
In beiden Landesteilen nahezu gleich beliebt ist laut Studie das Modell, in dem die Eltern jeweils 30 Stunden arbeiten. Im Osten ist dies für bis zu 30 Prozent ideal und im Westen für bis zu 27 Prozent. Allerdings liegen die tatsächlichen Anteile in Ost und West bei höchstens sechs Prozent. “Die Mehrheit der befragten Personen sieht eine gleichberechtigte Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern als optimal an – aber die Eltern schaffen es nicht, mit diesem Ideal Schritt zu halten”, bilanzierte Bundesinstitutsmitarbeiterin Ludovica Gambaro.
“Die Einstellungen zur Arbeitsteilung bei Paaren mit Kindern weichen immer noch stark von der gelebten Wirklichkeit ab,” sagt die Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, C. Katharina Spieß. Laut den Ergebnissen gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Vorstellungen und dem Alltag bei der Aufteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit. Die Studie wurde auf Basis des familiendemografischen Panels verfasst.
Als mögliche Gründe für den Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit werden von den Wissenschaftlern unter anderem die fehlende Kinderbetreuung, das Zusammenwirken von Ehegattensplitting und Minijobs genannt. Auch die beitragsfreie Mitversicherung von Ehepartnerinnen und -partnern in der gesetzlichen Krankenversicherung und der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern spielen demnach eine Rolle für die Entscheidung der Eltern.