Schüler im Lehrerzimmer? Das geht gar nicht! Darin sind sich alle verbliebenen Lehrer einer Kölner Schule einig. Schon gar nicht am Freitagnachmittag, als es plötzlich an der Tür klopft. „Es hat geklopft.“ Der Satz steht im Raum wie ein Angriff. „Es hat geklopft.“ Allein der Satz ist empörend. Eine Frechheit. Als sich schließlich jemand erbarmt zu öffnen, ist es kein Schüler, sondern ein Vater. Die Reaktion kommt prompt: „Das ist ja noch schlimmer.“
Ein Vater im Lehrerzimmer? Geht ja gar nicht…
In der Komödie „Eingeschlossene Gesellschaft“, die am 8. Juli um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist, inszeniert Sönke Wortmann ein ungewöhnliches Nachsitzen. Das mit Florian David Fitz, Anke Engelke, Justus von Dohnányi und Nilam Farooq starbesetzte Lehrerkollegium wird von dem Vater eines Schülers im Lehrerzimmer eingesperrt und gezwungen, sich wohlwollend mit den Leistungen seines Sohnes zu beschäftigen.
Der Vater, der es wagt, zu stören, ist Manfred Prohaska (Thorsten Merten). Ein Punkt fehlt seinem Sohn für die Zulassung zum Abitur. Prohaska versucht an das Mitgefühl des strengen Lateinlehrers Engelhardt (Justus von Dohnányi) zu appellieren. Doch das ist etwas, das dieser nicht kennt, er sagt: „Ich habe keine Meinung, ich habe Ergebnisse.“ Nachdem er sich erst weigert, überhaupt mit dem Vater zu sprechen und mehr als herablassend zeigt, zückt Prohaska eine Pistole und setzt eine spontane „Notenkonferenz“ an.
Nachsitzen für alle mit einer Pistole vor der Nase
Ein witzig-böser Schlagabtausch beginnt. Die Darsteller nehmen überholte Pädagogik und Vorstellungen, überzogenes Leitungsdenken, verschobene Selbstbilder und Ansprüche aufs Korn – der Lehrer (gendern ist doch nur eine nervige Marotte, so sieht es zumindest der ältere Teil des Kollegiums) ist unfehlbar!
Während der Konferenz prallen die Überzeugungen und Befindlichkeiten der unterschiedlichen Lehrertypen aufeinander: Während sich „Schülerversteher“ Holger Arndt (Thomas Loibl), der beliebte Sportlehrer Mertens (Florian David Fitz) und die selbstbewusste Referendarin Sarah Schuster (Nilam Farooq) auf die Seite des Schülers schlagen, halten die bildungsbürgerliche Zynikerin und Französischlehrerin Heidi Lohmann (Anke Engelke) und der nerdige Chemielehrer Bernd Vogel (Torben Kessler) zu ihrem Kollegen Engelhardt.
Es kommt alles auf den Tisch, was sonst tabu ist
Bei der Diskussion liegen die Nerven blank und es kommt alles auf den Tisch, was sonst nicht ausgeprochen wird – Ärger, Verachtung, Unzulänglichkeiten. Es befällt einen leichter Grusel bei der Vorstellung, solche Überzeugungen und Unterhaltungen könnte es in Lehrerzimmern noch geben. Doch die Darbietungen eines exzellenten Ensembles und die schlagfertigen Dialoge machen vor allem eins: Spaß. Absolut empfehlenswert.
“Eingeschlossene Gesellschaft”, Montag, 8. Juli, 20.15 Uhr, im Ersten und in der ARD-Mediathek.