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Einfach danke

Andacht über den Predigttext zum 14. Sonntag nach Trinitatis: 1. Thessalonicher 1, 2-10

Köpenicker - stock.adobe.com

Predigttext in Auszügen
2 Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unsern Gebeten (…) 4 Brüder und Schwestern, von Gott geliebt, wir wissen, dass ihr erwählt seid; 5 denn unser Evangelium kam zu euch nicht allein im Wort, sondern auch in der Kraft und in dem Heiligen Geist (…) 6 Und ihr seid unsere Nachfolger geworden und die des Herrn und habt das Wort aufgenommen in großer Bedrängnis mit Freuden im Heiligen Geist, 7 sodass ihr ein Vorbild geworden seid für alle Gläubigen in Makedonien und Achaia. 8 Denn von euch aus ist erschollen das Wort des Herrn nicht allein in Makedonien und Achaia, sondern an allen Orten hat sich euer Glaube an Gott ausgebreitet (…) 9 Denn sie selbst verkünden über uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch bekehrt habt zu Gott, weg von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott 10 und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns errettet von dem zukünftigen Zorn.

Liebe Geschwister, wie schön, dass Sie zu der Leser*innen-Gemeinde von UK gehören und mit mir und vielen anderen Gedanken teilen zu einem Brief des Paulus an die Gemeinde in Thessalonich. Ich stelle mir vor, wann und wo Sie sich die Zeit für die Andacht nehmen; was Sie bewegt, wenn Sie wahrnehmen, dass dieser Sonntag der Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche gewidmet ist. Ist es eher eine Selbstverständlichkeit für Sie? Eine Herausforderung? Vielleicht sogar ein Ärgernis? Und was hat das alles mit Paulus und den Thessalonichern zu tun?

Paulus schreibt den Brief um 50 nach Christus. Somit ist er wohl die älteste Schrift des Neuen Testaments. Paulus hat die Gemeinde gegründet, erfolgreich. Und nun bedankt er sich dafür, dass es sie dort gibt. Er bedankt sich für ihr „Werk im Glauben“, ihre „Arbeit in der Liebe“, ihre „Geduld in der Hoffnung“. Frauen werden nicht erwähnt. Erst die letzte Revision des Luthertextes – erschienen im Reformationsjahr 2017 – fügt den Brüdern die Schwester hinzu.

Ist das kleinlich? Vielleicht. Wir wissen doch längst, dass Frauen in den ersten christlichen Gemeinden eine wichtige Rolle spielten. Sie trugen mit Einladungen in ihre Häuser dazu bei, dass Paulus und andere ein Dach über dem Kopf hatten. Sie arbeiteten als Diakoninnen und halfen dabei, dass aus Armen und Reichen, Sklaven und Freien, Frauen und Männern eine Tischgemeinschaft wurde. Lydia gründete die erste Gemeinde auf europäischem Boden. Phöbe verbreitete die Theologie des Paulus auf weiten Reisen unter hohem persönlichem Einsatz. Wir wissen auch, dass Gemeinde und Kirche nur gemeinsam – als Gemeinschaft – funktioniert. Und das wusste Paulus auch. Muss es dann eigentlich immer wieder in Erinnerung gerufen werden? Vielleicht.

„Wir danken Gott für euch alle.“ Paulus ist dankbar für den Glauben der Gemeinde, für die geistliche Geschwisterschaft mit den Frauen und Männern in Thessalonich, für die gottesdienstliche Gemeinschaft über alle Entfernungen hinweg.

Der Dank ist eine Unterbrechung des Gewohnten. Stellen Sie sich das vor. Die Predigt am Sonntag beginnt mit dem Dank an Gott dafür, dass Sie da sind, dafür dass Sie dazugehören.

Der Dank ist die Voraussetzung dafür, macht frei dazu, dass Paulus ihn sofort mit dem verbinden kann, was christlichen Glauben und gelebtes Christ*innentum elementar ausmacht: Glaube, Liebe, Hoffnung. Verbunden mit dem Dank werden sie weder zu einer moralischen Forderung noch verleiten sie dazu, Defizite zu benennen. Aus den Frauen und Männern in der Gemeinde werden nicht nur Nachfolger*innen, sondern – wie ein Kommentator sagt – Nachgestalter*innen. Sie gestalten den Glauben, arbeiten in der Liebe und sind geduldig in der Hoffnung auf Gottes Reich. Auch von Kraft und Fülle ist die Rede.

Welch eine Energie, welch ein Schwung für die Gemeinde, für die Kirche, für die Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche! Gemeinsam gestalten mit denen, die da sind. Von der Hoffnung sprechen, die uns trägt. Uns nicht scheuen, nach dem Trost zu fragen, den wir brauchen. Nicht länger rechtfertigen, dass die Praxis der Liebe, die Diakonie, Kirche ist. Mal getrennt und mal gemeinsam nachdenken, beten, planen, träumen, verzweifelt oder frustriert sein. Aber niemals aufhören, als Frauen und Männer, Christinnen und Christen eine Gemeinschaft von Nachgestalter*innen zu sein, deren Hoffnung über Todesgrenzen trägt.
Nochmals danke.

Vielleicht treffen wir uns wieder, wenn Sie die UK-Beilage eins* lesen, ein Gemeinschaftswerk von Frauen und Männern unserer Kirche, inspiriert von Paulus‘ Brief an die Galater (Galater 3, 28).