Wie festgewurzelt steht er mitten auf dem Bürgersteig. Er entdeckt seine Welt. Der Bus gegenüber – ein Wunder. Der Bäckereilieferant mit seiner laut polternden Lieferkarre – ein Wunder. Die hoffnungsvoll dahinter hüpfende Taube – ein Wunder. Die Frau mit dem riesigen Zwillingskinderwagen – ein Wunder. Die klingelnde Straßenbahn – ein Wunder.
Dann entdeckt mein kleiner Nachbar – gerade zwei geworden – mich und winkt mir freudestrahlend zu. Für eine kurze Zeit gehöre auch ich zu seiner wunderbaren Welt.
Lange steht er mit seiner Mutter da. Nichts bringt ihn dazu, weiterzugehen. Als ich in meine Straßenbahn steige, entdeckt er noch immer die Welt.
Wann habe ich eigentlich verlernt, das Wunderbare rings um mich her zu bemerken?, frage ich mich. Ein Bürgersteig ist für mich ein Mittel, von A nach B zu kommen, ohne von einem Auto überfahren zu werden. Mitten draufgestellt und minutenlang geschaut habe ich meinens Wissens noch nie. Was mag mir da alles entgangen sein? Was habe ich verpasst, wenn ich im Zug meine Nase in ein Buch stecke, statt die Augen auf meine Mitreisenden zu richten. Ich könnte mit ihnen ins Gespräch kommen und sie so für kurze Zeit zu einem Stück meiner Welt machen.
An diesem Morgen ist mir klar geworden, was Jesus wohl meinte, als er sagte: Lasset die Kinder zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich. Sie haben den Blick für Gottes Wunder auf dieser Welt noch nicht verloren.
Hoffentlich schaffe ich es, diesen Kinderblick für mich wiederzuentdecken. Damit könnte ein kleines Stück vom Himmelreich auch mir gehören.