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Eine ungewöhnliche Praktikantin

Das Kloster der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz in Hegne am Bodensee gilt in mancher Hinsicht als fortschrittlich. Es ist nahe am Puls der Zeit. Ein Prinzip lautet: Wenn die Oberin ausscheidet, geht sie in die Auszeit. Sie darf und soll sich eine Pause gönnen und das klösterliche Hauptquartier meiden, damit die Nachfolgerin ungestört starten kann.

Auch Schwester Maria Paola geht es so. Bis Herbst 2024 amtierte die 71-Jährige als Oberin des Schwesternkonvents. Für ihre Auszeit hat sie sich einen ungewöhnlichen Platz ausgesucht: Sie schnuppert als Praktikantin in das Rosgartenmuseum in Konstanz hinein, dem kunst- und kulturgeschichtlichen Museum der Stadt und der Bodenseeregion. Das ging ganz schnell, berichtet sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zehn Minuten nach ihrer Mailanfrage an den Direktor des größten Museums der Stadt Konstanz erhielt sie die Zusage.

Als sie Anfang dieses Jahres im Museum anfing, wurde sie freundlich empfangen – wohl wissend, dass Praktikantinnen sonst eher am Beginn einer beruflichen Laufbahn stehen als am Ende. Schwester Maria Paola freute sich über das herzliche Willkommen in den Abteilungen. Sie schaute in der Schreinerei vorbei, hospitierte in der wichtigen Museumspädagogik und verbrachte Tage im Depot.

Zurzeit ist sie in der Registratur unterwegs. Dort werden neue Erwerbungen oder Schenkungen Stück für Stück dokumentiert. „Alles wird erst einmal fotografiert“, berichtet die ehemalige Oberin. Dann wird es vermessen, das Material wird bestimmt und das Objekt beschrieben. Genauigkeit ist genauso wichtig wie handwerkliche Erfahrung sowie kunsthistorisches Grundwissen, wenn es um die Bestimmung der Entstehungszeit geht. „In der Registratur kann ich richtig viel machen“, schwärmt die Ex-Managerin.

Zu Ostern wird ihre Sabbatzeit in dem angesehenen Museum in der Konstanzer Innenstadt zu Ende gehen. Danach wird Schwester Maria Paola dann im Kreis der Mitschwestern überlegen, was die Zukunft bringt. Eine Richtung hat sie bereits: Sie kann sich vorstellen, sich um das eine oder andere Bauobjekt zu kümmern. Ihr Kloster hat in ihrer Amtszeit wichtige Pläne angeschoben. Beispielsweise soll für Mitarbeiter oder Familien aus dem Dorf erschwinglicher Wohnraum geschaffen werden. Die Arbeiten laufen. „Fürs Bauen braucht man einen Blick“, weiß die Noch-Praktikantin. Sie war damals mit Begeisterung beim Planen mit den Baufachleuten dabei, eine „Bauschwester“, wie sie das nennt. In diese Richtung zieht es sie erneut – aber erst, wenn im Museum alles in Ordnung ist. (0610/19.03.2025)