Magdalena hat beim Stöbern einen Schatz entdeckt: Eine Kiste voll mit Briefen. Briefe, die sie vor über 50 Jahren an ihren Mann geschickt hat. Der ist inzwischen verstorben. Ihr war gar nicht klar, dass ihr Mann all diese Briefe so fein säuberlich gesammelt und aufbewahrt hat. Andererseits – sie hat seine auch noch.
Sie beginnt zu lesen. Was sie damals alles geschrieben hat! Oft hat sie sich im Nachtdienst hingesetzt und zum Stift gegriffen. Sie war Krankenschwester. Sie erzählte ihrem Verlobten, was sie erlebt hat, was sie beschäftigt hat. Vor allem schrieb sie ihm immer wieder, wie sich ihr Leben durch die Begegnung mit ihm verändert hat. Wie sehr seine Liebe sie berührt.
Jetzt, in den Wochen nach dieser „Entdeckung“, greift sie immer wieder einmal zu der Box. Liest einen oder zwei Briefe. „Wie sehr habe ich ihn geliebt“, schwelgt sie in Erinnerungen. Die letzten Ehejahre hat sie ihn gepflegt. Da hatte er nicht mehr viel von dem stattlichen Mann, mit dem sie sich in den 60er Jahren Liebesbriefe schrieb. „Doch diese Briefe – seine und meine – bringen viele Erinnerungen zurück.“ Die schönen Zeiten rücken wieder mehr in ihre Gedanken. „Ich bin Gott dankbar, dass ich durch diese Briefe wieder einen anderen Blick auf unser gemeinsames Leben bekommen habe.“
Inzwischen schreibt Magdalena kaum noch Briefe. Ab und zu mal einen Geburtstagsbrief. Oder eine Postkarte aus dem Urlaub. Oft aber bleibt es bei einer Nachricht mit dem Handy. „Aber wenn ich nun sehe, was mir diese alten Briefe bedeuten – da kann keine E-Mail und keine SMS mithalten.“ (Siehe Seite 10.) Magdalena will in Zukunft wieder öfter zum Stift greifen. Vor allem, wenn sie Menschen sagen will, wie wichtig diese für sie sind.