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Ein Wunder!

UK 50/2017, Wünsche (Leitartikel Seite 1: „Über Bitten und Verstehen“)
Ja, das gibt es, selbst nach 78 Jahren, ganau nach dem 6. Dezember 1939 nachmittags. Ich war zwölf Jahre alt, da erlitt ich einen tödlichen Schrecken und als Folge eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).
Ich konnte mit niemandem sprechen, also suchte ich ständig nach Anworten, Wegweisern, Erklärungen. Manchmal konnte man mir weiterhelfen, Ärzte, Psychologen, Fachbücher. Zeitweise ging es mir sehr schlecht, dann wieder gab es Licht im Tunnel.
Im vergangenen Jahr machte ich eine Wanderung durch mein Leben, immer noch auf der Suche nach dem Ursprung meiner gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Mein Konfirmationsspruch Jesaja 41,10 blieb mein Licht: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“.
Inzwischen ging es mir gesundheitlich immer besser. Dann kam der große Augenblick, dass ich bei meiner Wanderung wieder am 6. Dezember 1939 anlangte: Ich war am Ziel! Das war kein Spaziergang, sondern Schwerarbeit, aber das Ziel ein Wunder. Ich weiß, dass es selten vorkommt, dass nach einer so lange zurückliegenden PTBS eine Auflösung erfolgt.
Über Bitten und Verstehen – ist das zu fassen?
Irma Knappertsbusch, Dortmund