Von Sibylle Sterzik
Ein Buch liegt aufgeschlagen auf einem Lesepult, daneben ein Stift. Jeder kann etwas einschreiben. Zum Beispiel, wie es ihm erging, als ein Angehöriger starb. Nicht jeder soll dem Schreibenden gleich über die Schulter sehen können, deshalb liegt das „Buch vom Leben und Sterben“ etwas abseits. So wird Karl Griese den Stand der Trauerberatungsstelle des Kirchenkreises Tempelhof beim Kirchentag einrichten. Nicht Schwarz, sondern bunte Tücher und Blumen sollen dominieren. Zum ersten Mal fahren er, die Superintendentin Isolde Böhm, seine Kollegin Heilwig Groß, eine Sozialpädagogin, zwei weitere Pfarrer und drei ehrenamtliche Mitarbeiter zum Kirchentag und stellen die Trauerberatungsstelle vor. Auf dem Markt der Möglichkeiten in Halle A4, haben sie einen Stand gemietet, dazu Stromanschluss, Papphocker und Tisch. Fast 1000 Euro schlagen dafür zu Buche. Eine kleine Einrichtung könne sich das nicht leisten, sagt Karl Griese. Wäre da nicht der Kirchenkreis, der diese Arbeit sehr unterstützt. Superintendentin Isolde Böhm, Beauftragte für die Trauerarbeit im Sprengel Berlin, gab den Anstoß dazu.
Trauer zwischen Feierlaune
„Wir stellen unsere Arbeit mit Trauernden vor“, sagt der Diakon. „Unser Stand soll ein Ort des Nachdenkens sein.“ Jeder, der sich informieren will, kann hierher kommen und für sich selbst oder für Freunde und Angehörige etwas mitnehmen. Etwa Informationen über die Angebote im Kirchenkreis Tempelhof wie Trauergruppen in Lichtenrade und Mariendorf, zwei Gruppen für verwaiste Eltern in Tempelhof, die beiden Trauercafés in Mariendorf und Marienfelde. Oder über die besonderen Gottesdienste für Trauernde und Trostbedürftige an besonderen Feiertagen wie Karfreitag, Weihnachten, Ewigkeitssonntag, aber auch zu Lichtmess, dem Johannistag und Michaelis. Trauernde seien eher sehr zurückhaltend und würden sich obendrein schwer tun auf dem Kirchentag, meint er, denn das sei eine „Veranstaltung mit Feierlaune“. Passt dann die Trauerberatungsstelle dorthin? „Wir bedenken daneben, dass wir sterblich sind, lenken den Blick auf etwas Wichtiges.“ Dazu hat Karl Griese etwa 20 Bilderbücher mit Begleitmaterial zum Thema Trauer, Tod und Sterben dabei. Mit Hilfe der Bücher kann man sich behutsam mit Sterben, Tod und Trauer auseinandersetzen. Die Bücher gehören zu einer Wanderausstellung von Bilderbüchern, die besonders geeignet sind, Kindern das Thema Tod nahezubringen. Aber auch Erwachsenen, betont Griese.
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