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Ein Gott, drei Personen – eine Herausforderung für den Glauben

Was bedeutet „Dreifaltigkeit“? Das Reden vom Heiligen Geist hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder geändert – und ist damit ein Beispiel dafür, dass nichts im Leben bleibt, wie es ist.

Rose mit Blüte und zwei Knospen: Eigenständig und doch untrennbar, wie das christliche Bild von Gott
Rose mit Blüte und zwei Knospen: Eigenständig und doch untrennbar, wie das christliche Bild von Gotttsew

Vater, Sohn und Heiliger Geist – diese Dreierformel zieht sich durch das Leben eines Christenmenschen. Sie wird bei der Taufe gesprochen, zu Beginn und am Ende des Gottesdienstes und als letzter Segen über dem Grab. Fest und unerschütterlich wirkt sie. Und lässt viele doch ratlos: Drei in eins, ein Gott in drei Personen – wie lässt sich das verstehen, und wie glauben?

Was genau Dreifaltigkeit bedeutet, war keineswegs von Anfang an klar. Die theologischen Auseinandersetzungen wogten in den ersten Jahrhunderten der Kirche hin und her, verbunden mit ganz weltlichen Machtkämpfen. Schließlich einigte man sich auf eine Formel, die manches klärte, vieles aber auch offenließ: Wir glauben an einen Gott in drei Personen, die zwar jeweils eigenständig sind („unvermischt“), aber doch untrennbar zusammengehören („ungetrennt“).

Faszinierendes Ringen um den Glauben

Das klingt nach theologischer Wortklauberei. Man kann es aber auch anders betrachten: als faszinierendes Ringen um den Glauben. Es war den Theologen, Bischöfen und Kaisern damals eben nicht egal, wie Gott zu denken ist. Sie forschten und stritten; manche verteidigten ihre Position bis aufs Blut, andere wechselten ins Gegenlager, und selbst der oben erwähnte Kompromiss wurde weiter diskutiert – bis heute.

Was also auf den ersten Blick aussieht wie trockene Dogmengeschichte, ist ein sehr lebendiger Prozess – Glauben, wie er leibt und lebt. Gottes Geschichte mit den Menschen, an der viele mit ganz verschiedenen Traditionen und Erfahrungen mitschreiben und mitbauen.

Auch in der Theologie gibt es Zweifel und Scheitern

Dass es dabei nicht immer nur geradeaus geht, erklärt sich von selbst. Das ist in der Theologiegeschichte nicht anders als im menschlichen Leben. Der Glaube ist kein Automatismus, sondern eine Herausforderung, der man sich immer neu stellen muss. Dabei gibt es Momente, die den Glauben erschüttern und alles in Frage stellen; Irrwege und Umwege, Zweifel und Scheitern. Aber es gibt auch Zeiten, in denen Gottes Nähe deutlich zu spüren ist und Vertrauen wachsen kann. Zeiten, in denen man allein oder gemeinsam mit anderen mit ganzem Herzen feiert, betet und singt und am Reich Gottes mitbaut.

In all diesen Lebens- und Glaubenszeiten spricht Gott. Zu dem einen durch einen Bibelvers, zu der anderen durch Melodie und Text eines Kirchenliedes. Menschen entdecken die Gotteskraft im Gespräch über Lebensfragen, in einer tröstenden Umarmung, in der Gemeinschaft des Abendmahls, im Staunen über die Schöpfung. Gott ist wandelbar in seinen Offenbarungen und zeigt sich uns im Wandel unseres Lebens. Daher die Rede von der Dreifaltigkeit: Schöpfergott, menschlicher Bruder, begeisternde göttliche Kraft.