Artikel teilen:

Eichstätter Geograph will Unwetterkatastrophen erforschen

Geographen aus Eichstätt sind neuerdings mit einem eigenen Forschungsboot unterwegs, um Flussbetten und Seeböden zu erforschen. Mit solch technischen Möglichkeiten wollen sie Naturkatastrophen verstehen lernen.

Tobias Heckmann hat mit Beginn des Sommersemesters den Lehrstuhl für Physische Geographie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) übernommen. Das teilte die Hochschule am Mittwoch mit. In seiner Forschung konzentriert sich der 49-Jährige mit seinem Team vor allem auf die dynamischen Prozesse, die die Erdoberfläche formen, und zu Risiken für Menschen, Siedlungen und Infrastrukturen werden können. Regelmäßig fahren die Eichstätter Geographen den Angaben zufolge auch zur Aufnahme von Daten ins Gelände. Dabei kämen Helikopter und neuerdings ein KU-eigenes Forschungsboot mit einem hochpräzisen Echolot zum Einsatz.

“Viele Gefahren entstehen oder verstärken sich durch das räumliche und zeitliche Zusammenwirken mehrerer Prozesse”, sagte Heckmann. Als Beispiele führte er die Unwetterkatastrophen im Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pflaz oder 2016 in Simbach und Braunsbach an. Forschungsergebnisse zeigten, dass es sich dabei um weit mehr als extremes Hochwasser gehandelt habe. Durch die Intensität des Niederschlags würden Prozesse wie Massenbewegungen auf den Hängen ausgelöst, die ihrerseits, etwa mit dem Transport von Baumstämmen in Bäche und Flüsse, dazu führten, dass Überflutungen sich noch verstärkten.

Der Wissenschaftler plant eigenen Worten zufolge, die betroffenen Gebiete künftig unmittelbar nach solchen Extremwetterereignissen zu befliegen. So sollen möglichst alle Prozesse im Raum flächendeckend erkundet, durch die Kartierung verortet und mithilfe von Laserscanning vermessen werden, um die verschiedenen Prozesse und das Zusammenwirken besser zu verstehen. Auch Fotos und Videos, die Bürgerinnen und Bürger während der Ereignisse aufnähmen, könnten dazu dienen, den Ablauf solcher Naturgefahren zu rekonstruieren.

Heckmann kommt aus dem baden-württembergischen Weinheim an der Bergstraße. Er studierte Geographie, Geologie und Biologie in Heidelberg. Anschließend war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in München und Göttingen, ehe er 2004 an Assistent an die KU wechselte. Ein Jahr später folgte die Promotion, 2014 die Habilitation. Als Gastwissenschaftler war Heckmann zuletzt an Universitäten in den Niederlanden und in München tätig.