Über 90 Migrantinnen und Migranten hat das Projekt „Kulturdolmetscher plus“ in der Region Weilheim seit 2021 zu ehrenamtlichen Sprach- und Kulturmittlern ausgebildet. Die Dolmetscher seien „wahre Brückenbauer“, die ausländische Mitbürger mit unzureichenden Sprachkenntnissen bei Behördengängen, Eltern- oder Beratungsgesprächen unterstützten, sagte Integrationslotsin Ingeborg Bias-Putzier im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ab September – wenn die Diakonie-Mitarbeiterin in Ruhestand geht – übernimmt das Evangelische Bildungswerk (ebw) Weilheim das Programm komplett auf einer eigens geschaffenen Teilzeitstelle vom bisherigen Kooperationspartner, der Diakonie München und Oberbayern.
Bias-Putzier, die von Anfang an die Kurse für den „Kulturdolmetscher plus“ und die Einsätze der Ehrenamtlichen im gesamten Landkreis Weilheim-Schongau organisiert hat, bezeichnete das Projekt als vollen Erfolg. Die Rückmeldungen der Einsatzstellen seien durchweg „positiv und dankbar“, die Dolmetscher selbst erlebten bei ihrer Tätigkeit viel Wertschätzung. „Meistens denken wir beim Stichwort Ehrenamt an Deutsche. Dass dieses Projekt auch Migranten ins Ehrenamt bringt, fördert das Miteinander und die Akzeptanz“, sagte die Integrationslotsin.
Das Team decke 19 Sprachen ab, von Englisch, Italienisch und Türkisch über Ukrainisch und Russisch bis hin zu Dari, Somali und Mandarin. Trotzdem könne man nicht alle Anfragen von Schulen, Kitas oder Behörden erfüllen, weil der Bedarf so groß sei. Dass das Projekt dennoch „nicht auskömmlich“ finanziert und immer wieder von Sparmaßnahmen bedroht sei, sorgt bei der Fachfrau für Unverständnis: „Wer Integration wirklich will, muss in solche Programme investieren.“ Dabei gehe es nicht nur um Asylsuchende, sondern weit öfter um Migranten, die mit einem Arbeitsvisum in Deutschland lebten und genauso Unterstützung bräuchten.
Der „Kulturdolmetscher plus“ wird vom Bayerischen Innenministerium gefördert. Die Personalkosten für den Weilheimer Ableger trug bislang die Diakonie München und Oberbayern, künftig das ebw Weilheim. Die Aufwandsentschädigungen für die Ehrenamtlichen werden laut Bias-Putzier vom Landratsamt bezuschusst. Mehr als die Hälfte der rund 7000 Euro im Jahr müsse man jedoch über Spenden finanzieren. (1664/19.05.2025)