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Dubai entwickelt sich zum digitalen Powerhouse

Gelder sind vorhanden. Doch wo die Scheichs früher allein auf Öl und lange US-Limousinen setzten, hat längst die moderne Technologie Einzug gehalten – und wird von hier weiterexportiert, etwa nach Afrika.

Weniger Öl, mehr Hightech: Dubai entwickelt sich aktuell zu einem der wichtigsten Tech-Hubs der Welt, in dem auch deutsche Unternehmen an ihrer digitalen Zukunft arbeiten. Bei der weltgrößten Technologieveranstaltung – der Gitex Global – zeigt die globale Tech-Branche dort vom 13. bis 16. Oktober die jüngsten Innovationen aus den Bereichen digitale Dienstleistungen, Cyber-Sicherheit und Blockchains, also dezentrale Datenbanken.

Einflussreiche Start-up-Finanzierer, innovative Gründer und Digitalbanker treffen sich bei der parallel stattfindenden Expand North Star. Insgesamt zählen die Aussteller bei der 45. Gitex-Global-Messe mehr als 200.000 Unternehmenslenker, 6.500 Hightech-Unternehmen, 1.800 Start-ups und 1.600 Redner aus 180 Ländern. Die Plattform ist so erfolgreich, dass sie im Frühjahr erstmals mit der Gitex Europe einen Ableger in Berlin hatte. Er soll nun jährlich in Berlin stattfinden.

Die 3,6-Millionen-Einwohner-Metropole Dubai hat sich ähnlich wie der Stadtstaat Singapur binnen weniger Jahrzehnte aus dem Nichts heraus neu erfunden – durch konsequente Fokussierung auf smarte Technologien von morgen. Was anderswo als Science Fiction gilt, wird hier konsequent umgesetzt. Aktuell laufen dort die Vorbereitungen für den Einsatz von Flugtaxen. Damit auch die Ordnungshüter den neuen Herausforderungen gewachsen sind, erprobt die Polizei aktuell fliegende Motorräder – sogenannte Hoverbikes.

Nach dem weltgrößten Hochhaus, dem 828 Meter hohen Burj Khalifa, will die Stadt demnächst mit dem massiven Ausbau des Flughafens Al Maktum zum weltgrößten Luftverkehrsdrehkreuz einen weiteren Superlativ hinzufügen: 70 Quadratkilometer groß soll der neue Airport werden, über fünf Start- und Landebahnen verfügen und Andock-Möglichkeiten für rund 400 Flugzeuge haben. Der für 260 Millionen Passagiere konzipierte, 35 Milliarden Dollar teure Ausbau soll ab 2032 Dubais Anspruch als globaler Verkehrsknotenpunkt zementieren.

Doch die eigentliche Fokussierung gehört der digitalen Welt. Dubai als Teil der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) lockt mit großzügigen Steuervergünstigungen, einem Zehn-Jahres-Visum für Investoren und anderen Erleichterungen IT-Experten, Influencer und Fachkräfte aller Art aus aller Welt; neben Europa auch aus Indien, Pakistan und Afrika, wo die Golfstaaten aktuell ihr Einflussgebiet mit Macht ausbauen.

“Wir wollen bis 2030 den Anteil des Tourismus am Bruttoinlandsprodukt von aktuell gut zehn Prozent verdoppeln – aber vor allem die Investitionen im Digital Manufacturing – also dem Bau von Robotern, Drohnen etc. – deutlich ausbauen”, sagte der Geschäftsführer des Investmentfonds Invest, Mohamed Juma Al Musharrkh, im September am Rande einer Konferenz in Dubais Nachbar-Emirat Schardscha.

Das Treffen damals war überschattet von Israels Angriff auf ein Wohngebäude von Hamas-Offiziellen im benachbarten Katar. Die Golfstaaten versuchen bereits seit längerem, sich im Wettstreit der Großmächte als eine Art Vermittler zu profilieren und zeitgleich durch ihre staatlichen Unternehmen ihre Wirtschaftspräsenz vor allem auch auf dem Nachbarkontinent Afrika auszubauen.

Nachdem es schon 2024 China als größten Geldgeber für neue Business-Projekte in Afrika überholt hatte, legte Katar im vergangenen Monat mit Investmentzusagen von insgesamt 105 Milliarden Dollar für mehrere afrikanische Länder noch einmal kräftig nach. Dabei geht es unter anderem um den Aufbau digitaler Infrastruktur, Cyber-Sicherheit, aber auch Investitionen in Logistik und Landwirtschaft.

Auch Fachkräfte aus Afrika sind in den Emiraten willkommen. Sie müssen allerdings wie alle anderen mit hohen Lebenshaltungskosten rechnen und sich mit kritischer Meinungsäußerung sehr zurückhalten. Kritik an den Herrschern oder dem Islam ist ebenso wie Homosexualität, Alkoholkonsum oder gewerkschaftliche Aktivität verboten. Selbst Küssen in der Öffentlichkeit steht auf dem Index – Überwachungskameras haben die Menschen stets im Blick. Laut Schätzungen sind etwa 85 Prozent der Arbeitskräfte in der Privatwirtschaft der Emirate ausländische Arbeitsmigranten.

Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International haben wiederholt mangelnde Sicherheitsbestimmungen für diese Bevölkerungsgruppe kritisiert. Auf der anderen Seite machen strenge Gesetze und schwere Strafen aus Dubai eine Stadt mit den weltweit niedrigsten Kriminalitätsraten – die ja oft den Finanzbereich betreffen.