Sechs Drogentote am Tag sind eindeutig zu viel, findet der Suchtbeauftragte der Bundesregierung. Via Internet seien selbst härteste Sachen viel zu leicht zu erhalten. Er warnt aber auch vor Alkohol, Tabak und Vapes.
Der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) warnt vor einer wachsenden Gefahr durch immer gefährlichere und zugleich immer leichter verfügbare Drogen. “Wir sehen eine Veränderung des Marktes. Man kann mittlerweile im Darknet, aber zum Teil sogar im normalen Internet solche Drogen bestellen”, sagte er der “Bild am Sonntag”. Diese Drogen würden dann nicht mehr über einen Dealer verteilt, “sondern kommen per Taxi oder auf anderen Wegen direkt ins Jugendzimmer”.
Außerdem würden die Drogen immer gefährlicher, so Streeck weiter: “Wir sehen europaweit immer mehr immer potentere und unvorhergesehene Wirkstoffe, die zum Teil bei der ersten Einnahme tödlich sind. Ein Beispiel ist das Fentanyl.” Hinzu kämen noch andere synthetische Opioide wie Nitazene mit der 500-fachen Potenz von Heroin: “Bleistiftspitzengrößen können dabei tödlich sein, und die werden häufig beigemengt.” 2024 habe es mit im Schnitt sechs pro Tag die bisher zweithöchste Zahl an Drogentoten in Deutschland gegeben.
Die Droge, die ihm derzeit am meisten Sorgen mache, sei das aus Kokain hergestellte Crack, ergänzte Streeck: “Bei Kokain ist es in bestimmten Gesellschaftskreisen fast schon in Ordnung, dass es konsumiert wird. Aber Crack ist eine Droge, die enorm süchtig macht: Ein Zug an der Crackpfeife kann bereits dazu führen, dass eine dauerhafte Abhängigkeit entsteht.”
Crack zerstöre den Körper und mache “so ein starkes Verlangen, dass auch eine Aggressivität dahintersteckt”. Und anders als bei Heroin gebe es bei Crack bisher keine Möglichkeit einer Substitutionstherapie.
Auch der für alle leicht zugängliche Alkohol sei ein gefährliches Zellgift, betonte der Suchtbeauftragte: “Das Beste ist, gar keinen Alkohol zu trinken. Aber wir haben in Deutschland eine Kultur, in der Alkohol tief verankert ist. Wir haben Schützenfeste, wir haben Weinköniginnen. Und da eine Veränderung zu machen, ist sehr schwierig.”
An den Folgen des Tabakkonsums sterben laut Streeck pro Jahr rund 127.000 Menschen in Deutschland. Immerhin griffen weniger Jugendliche zum Tabak. Gleichzeitig aber nähmen Vapes immer mehr zu: “Hier sehe ich wirklich auch ein Problem: weil sie so gestaltet sind, dass sie Jugendliche direkt ansprechen. Sie sind poppig in der Machart, haben Geschmacksrichtungen wie Hubba Bubba oder Wassermelone. Das, finde ich, geht so überhaupt nicht und da sollten wir als Regierung gegensteuern.”