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Drogenbeauftragter hat Cannabis und Vapes im Visier – und Handys

Legal, illegal, digital: Der Bundesdrogenbeauftragte warnt vor neuen Formen von Abhängigkeit. E-Zigaretten, das Cannabis-Gesetz und bestimmte Algorithmen will er daher prüfen lassen.

Kinder müssen besser vor schädlichen Inhalten im Netz geschützt werden: Das betont der Drogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU). Diese reichten von Alkoholwerbung bis Pornografie, sagte er der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Dienstag). Zugleich müssten Algorithmen bekämpft werden, sogenannte Dark Patterns, “die junge Nutzer in die Sucht ziehen, zum Beispiel in die Glücksspiel- oder Kaufsucht.” Rund jedes vierte Kind habe – auch in Folge der Corona-Pandemie – ein riskantes Medienverhalten.

Auch Drogenhandel laufe verstärkt über soziale Medien, Internet und Darknet, zuletzt sei die Zahl junger Drogentoter um 14 Prozent gestiegen, mahnte Streeck. Zudem sei im Umgang mit Medizinalcannabis erheblicher Missbrauch zu beobachten. Es werde als “Medikament für alles Mögliche angepriesen, wofür es gar keine Evidenz gibt”, und dann “über eine Art Pizzabringdienst nach Hause geliefert”. Oft gebe es keinerlei Arztkontakt: “Ein Onlineformular ersetzt die Untersuchung, das Rezept kommt aus dem Ausland und wird hierzulande eingelöst. Das macht mich fassungslos.”

Medizinisch sinnvoll könne Cannabis bei Schmerzen, bestimmten Epilepsien oder Formen von Schlafstörungen sein. Er sei ziemlich sicher, dass die CDU das Cannabis-Gesetz noch einmal aufschnüren wird”, sagte der Mediziner. Um Missbrauch einzudämmen, sei es denkbar, Medizinalcannabis nur noch in Form von Tropfen oder Kapseln zuzulassen – nicht mehr zum Rauchen.

Die Freigabe übersehe außerdem, dass Jugendliche unter 25 Jahren durch Cannabiskonsum langfristige psychische Probleme entwickeln könnten, mahnte Streeck. Der Vergleich mit Bier oder Wein hinke; zudem sei es “merkwürdig, dass wir Rauchen und Alkohol eindämmen wollen, zugleich aber den Cannabiskonsum erleichtern und sagen, wir schauen mal ein paar Jahre lang, was passiert”.

Darüber hinaus forderte der CDU-Politiker, dass Inhalte und Füllmengen von E-Zigaretten strenger überwacht werden müssten. Die “Vapes” richteten sich in Geschmack und Aufmachung an Jugendliche, obgleich sie nur an Erwachsene abgegeben werden dürften. “Auch Minderjährige kommen schon dran.” Auch gebe es “unter dem Ladentisch E-Zigaretten mit viel mehr Zügen als zugelassen”. Dagegen müsse vorgegangen werden. Darüber hinaus müssten die Inhaltsstoffe daraufhin untersucht werden, “ob man sie überhaupt inhalieren sollte”.

Die als Vapes bezeichneten E-Zigaretten erhitzen eine Flüssigkeit (“Liquid”), die häufig Nikotin enthält. Dieses geht beim Inhalieren direkt in die Lunge und von dort ins Gehirn – schneller als bei Tabak. Schon kleine Mengen können abhängig machen. Viele Vapes enthalten Aromen, die gezielt junge Menschen ansprechen. Fachleute warnen, dass diese gefährdeter seien als Erwachsene, weil sich das Gehirn noch entwickle. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO nutzen weltweit inzwischen mehr als 100 Millionen Menschen E-Zigaretten – darunter über 15 Millionen Kinder und Jugendliche.