Er war in der TV-Serie “Kir Royal” der Gesellschaftsreporter “Baby Schimmerlos”. Doch eigentlich ist Franz Xaver Kroetz Autor von fast 70 Theaterstücken. Warum er nach langer Zeit wieder eines geschrieben hat.
Franz Xaver Kroetz (79), bayerischer Dramatiker und Schauspieler, schreibt seine Texte nach wie vor auf einer alten Schreibmaschine. Dies empfinde er als einen “sinnlichen Vorgang”, sagte Kroetz der “Süddeutschen Zeitung” (Online) und fügte hinzu: “Aber nur noch Kür, keine Pflicht. Ich muss nichts mehr Verkäufliches daraus machen.” Im Auftrag des Münchner Residenztheaters hat der Autor einen neuen “Brandner Kaspar” geschrieben. Entstanden sei ein “saftiges Volksstück”, verriet der Dramatiker, das dort am 14. Juni in der Regie von Philipp Stölzl Premiere hat. In der Hauptrolle wird Günther Maria Halmer zu sehen sein.
Kroetz kennt nach eigenen Worten alle gegenwärtigen Bühnenfassungen des Stoffs, schließlich habe er selbst 2008 im Film von Joseph Vilsmaier den Brandner gespielt und damals am Drehbuch mitgeschrieben. “Aber was die anderen schreiben, geht mir am Arsch vorbei. Mir geht es lediglich darum, die Kurzgeschichte von Franz von Kobell zu dramatisieren.” Zwei Monate habe er für das Verfassen gebraucht, dabei aber über den Stoff nicht neu nachdenken müssen: “Entweder schreibe ich, oder ich schreibe nicht. Mir fällt was ein oder eben nix. Nachdenken sollen die anderen.” Den Brandner habe schließlich jeder Bayer irgendwie drauf.
Angesprochen darauf, ob er gläubig sei, erklärte Kroetz: “Nein. Ich wollte mit 15 Jahren schon aus der katholischen Kirche austreten, mit 18 durfte ich dann.” Für das Stück habe er allerdings eine religiöse Figur geschaffen, die aber mit ihm selbst nichts zu tun habe. Weiter fügte er hinzu: “Wenn da der Tod und der Teufel derart mitmischen wie in dieser Geschichte, dann muss auf der anderen Seite ja so was wie Gott stehen. Das ginge nicht, dass der Brandner ungläubig wäre, der kann nicht anders.”
Der Münchner Schriftsteller und Wissenschaftler Franz von Kobell (1803-1882) veröffentlichte 1871 eine oberbayerische Mundarterzählung über den “Brandner Kaspar”. Sie handelt von einem Schlosser und Jagdgehilfen, der dem Tod, dem “Boandlkramer”, beim Kartenspiel und mit Kirschgeist ein Schnippchen schlägt. Er holt 18 Jahre mehr Lebenszeit beim Falschspielen heraus. Der Ururgroßneffe von Kobell, Kurt Wilhelm (1923-2009), bearbeitete und inszenierte 1975 das Werk seines Vorfahren und brachte es im Münchner Residenztheater heraus. Dort lief das Volksstück über Jahrzehnte.
Das Bayerische Fernsehen zeigt bis heute immer wieder die Verfilmung mit Fritz Straßner als “Brandner”, Toni Berger als “Boandlkramer” und Gustl Bayrhammer als “Portner Petrus”. Vor allem die Szenen im barocken bayerischen Himmel, in den kein “Preiß” hineinkommt, weil es “sonst kein Paradies” wäre, und mit den vielen Heiligen sind allseits bekannt. Seit 2005 gibt es eine Neuinszenierung des Werks von Christian Stückl im Münchner Volkstheater, die inzwischen auch Kultstatus erlangt hat.