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Doris Dörrie: Durch Reisen wird man kein besserer Mensch

Reisen weitet den Horizont, heißt es gelegentlich. Doch die Regisseurin Doris Dörrie bezweifelt, dass die Menschen wirklich daraus lernen.

Die Regisseurin und Autorin Doris Dörrie empfindet es als deprimierend, dass Menschen durchs Reisen in andere Länder nicht ihre Einstellungen änderten. “Wir werden leider nicht wirklich bessere Menschen, weil wir reisen. Aber wir träumen davon”, sagte Dörrie der “Augsburger Allgemeinen” (Montag). Ein Stückchen komme man vielleicht innerlich in Bewegung. “Aber obwohl wir Deutsche Reiseweltmeister sind, obwohl wir so viele andere Menschen kennenlernen, andere Länder, andere Gebräuche, sind wir nicht weniger rassistisch.”

Eine besondere Begeisterung pflegt Dörrie für Japan, ein Land, das sie nach eigenen Worten bereits 35 Mal besucht hat. Es kulminiere schon in den Widersprüchlichkeiten, die die Regisseurin neugierig machten. Noch immer entdecke sie Dinge, “die ich nicht wusste, nicht verstanden habe”. Das Neugierigbleiben, nicht zu wissen und zu urteilen, versuche sie hinüberzuretten in ihre vertraute Welt.

Trotz aller Widrigkeiten sollte sich der Mensch nicht zurückziehen oder isolieren, findet die Autorin und empfiehlt: “Immer wieder rauszugehen, immer wieder auch den Versuch zu unternehmen, Kontakt aufzunehmen und in Kontakt zu bleiben.” Eine Reise fange genau genommen schon an, wenn man aus der Haustüre gehe.

Aktuell ist Dörries neues Buch “Die Reisgöttin” erschienen. Darin geht es um außergewöhnliche Mitbringsel von Reisen und deren Geschichte. Zu diesen zählen, wie sie berichtete, unter anderem eine kleine Stoffkatze aus Istanbul und ein Teppichklopfer aus Oberbayern. Letzterer habe grundsätzlich keine andere Bedeutung als Teppiche zu klopfen: “Ich sehe aber gleichzeitig in ihm das buddhistische Symbol für Verbindung und Unendlichkeit”, sagte die Regisseurin.