Am Anfang ist es ein Idyll. Ein jüngeres Paar zieht in ein altes renovierungsbedürftiges Haus im ländlichen Montana. Er, Jackson (Robert Pattinson), träumt vom Musizieren, sie, Grace (Jennifer Lawrence), vom Schreiben. Doch mit der Geburt ihres Sohnes verändert sich auch ihr gemeinsames Leben. Jackson ist beruflich oft unterwegs, und Grace plagen Einsamkeit und sexuelle Frustration. Die britische Regisseurin Lynne Ramsay hat den 2012 erschienen Roman gleichen Titels der argentinischen Schriftstellerin Ariana Harwicz adaptiert. Mit einer ambivalenten Hauptfigur, experimenteller Erzählweise und schwarzem Humor rund ums Thema Mutterschaft ist Ramsay ein hohes Risiko eingegangen. Es zahlt sich aber aus. Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence agiert wie eine Naturgewalt, die traditionellen Vorstellungen einer Mutter- und Hausfrauenrolle mutig den Kampf ansagt. Lawrence gelingt eine der interessantesten Frauenrollen des Kinojahres.
Regie: Lynne Ramsay. Buch: Lynne Ramsay, Enda Walsh. Mit: Jennifer Lawrence. Robert Pattinson, LaKeith Stanfield, Sissy Spacek, Nick Nolte. Länge: 118 Min. FSK: 16. FBW: ohne Angabe.
Die alleinerziehende Mutter Nadine (Jennifer Sabel) hat Krebs im Endstadium. „Austherapiert“ heißt der euphemistische Ausdruck, den die Ärzte verwenden. So packt Nadine ihre Sachen und zieht widerwillig ins Hospiz. „Wellnessurlaub“ sagt sie zynisch, als sie dort ankommt, und es dauert lange, bis sie sich in die Zwangsgemeinschaft des Hospizes einfügt. Große Probleme bereitet ihr auch der Umgang mit ihrem Sohn, den sie bei ihrer Mutter untergebracht hat und der sie mit ihren raspelkurzen Haaren kaum noch erkennt. In seinem hautnahen Porträt einer 38-jährigen Krebspatientin im Hospiz zeigt Regisseur Benjamin Kramme, dass es keine richtige Zeit zum Sterben gibt und man immer versuchen muss, mit dem Leben selbstbewusst abzuschließen. „Ich sterbe, kommst Du?“ wirft einen ungeschönt ehrlichen Blick auf das Sterben und erzählt, durchaus auch mit Humor, von den Herausforderungen im Umgang mit einem gesellschaftlichen Tabu.
Regie: Benjamin Kramme. Buch: Benjamin Kramme, Jennifer Sabel. Mit: Jennifer Sabel, Barbara Philipp, Judith Engel, Monika Lennartz, Lea Freund. Länge: 98 Min. FSK: 12. FBW: ohne Angabe.
Der israelische Regisseur Nadav Lapid, der mit „Synonymes“ 2019 den Berlinale-Wettbewerb gewann, entwirft in seinem fünften Spielfilm ein groteskes Bild der Gesellschaft seines Landes zwischen Kunst, Konsum und Nationalismus. Der Pianist und Comedian Y (Ariel Bronz) erhält nach dem 7. Oktober 2023 von einem aus Russland stammenden Milliardär den Auftrag, eine neue israelische Nationalhymne zu komponieren, deren Text die Stärke Israels und die völlige Zerstörung Gazas feiert. Y opfert darüber sein Gewissen und seine Familie. Lapid hat sich dafür entschieden, in seiner bitteren Satire die Verhältnisse zu überzeichnen und ein atemloses Tempo mit bizarren Brüchen anzuschlagen. Mäßigung und Ausgleich sind nicht die Sache dieses von heiligem Zorn erfüllten Films. „Yes“ zeichnet ein extrem einseitiges Porträt Israels nach dem Massaker der Hamas. Es gleicht einem Zerrspiegel, der einige Wahrheiten hervorhebt – und viele andere verdeckt.
Regie und Buch: Nadav Lapid. Mit: Ariel Bronz, Efrat Dor, Naama Preis, Alexey Serebryakov, Sharon Alexander. Länge: 150 Min. FSK: 16. FBW: ohne Angabe.
Felix (Matthias Schweighöfer) steckt in seinem Leben fest. Seine Ehe mit Bianca (Luise Heyer) ist nicht mehr zu retten, und seinen beiden Kindern ist das ziemlich egal. Im Job läuft es auch nicht, und die Geheimratsecken dehnen sich zusehends aus. Doch als er auf einen mysteriösen Fremden mit teuflischem Antlitz trifft, gewährt der ihm drei Wünsche. Als Felix vermeintlich clever die Erfüllung aller seiner Wünsche fordert, bringt ihm das nur anfangs etwas. Was er nicht bedachte: Auch seine verborgenen, dunklen Begierden kommen zum Vorschein. Erik Schmitt hat den gleichnamigen, im Jahr 2009 erschienen Roman von Thomas Glavinic adaptiert und ganz auf seinen Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer zugeschnitten. Als Hintergrund dient ihm ein apokalyptisches Szenario: Ein Meteorit rast auf die Erde zu. Leider hat Schmitt seine Figuren und Beziehungen mit eher grobem Strich gezeichnet und seinen Film mit vielen Klischees und Kitsch ausstaffiert.
Regie: Erik Schmitt. Buch: Erik Schmitt, Friedamm Karig. Mit: Matthias Schweighöfer, Luise Heyer, Verena Altenberger, Benno Fürmann, Henry Hübchen Ruby O. Fee. Länge: 95 Min. FSK: 12. FBW: ohne Angabe.