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„Die Theologie hilft mir bei existenziellen Fragen“

„Im Altenheim habe ich mein Thema gefunden“, sagt Diakonin Anna Scheilke: „Einen Lebensabschnitt zu einem guten Ende bringen – dabei möchte ich die Menschen begleiten.“
Inzwischen ist die 40-Jährige vom Sozialdienst eines Altenheims in die ambulante Hospizarbeit im Bielefelder Süden gewechselt. Hier koordiniert sie die Begleitung von Menschen, die zuhause sterben möchten, führt Beratungsgespräche und schult Ehrenamtliche. Auch als Seelsorgerin ist sie gefragt, sowohl bei Ehrenamtlichen wie auch häufig bei den Angehörigen der Sterbenden. „Dabei finde ich den geistlichen Aspekt meiner Diakonen-Ausbildung sehr hilfreich“, sagt Scheilke. Sie empfindet das als eine Leitschnur für das Sterbenlassen. „Ich habe das Gefühl, dass ich eine tiefere Ebene zur Verfügung habe, wenn es im Sterben um existenzielle Fragen wie Schuld und Vergebung geht – oder auch um die Frage: Wo geht es hin nach dem Tod?“
Auch Anna Scheilke hatte einen Opa, der Diakon war. „Mich hat aber als Kind vor allem der Ort Bethel fasziniert“, erzählt sie. „Da gab es diese besonderen Häuser und sogar eigenes Geld.“ So absolvierte sie nach dem Abitur dort zunächst ein Freiwillig-soziales Jahr. In dieser Zeit hatte sie Kontakt zu weiteren Diakoninnen und Diakonen und entschied sich schließlich für diesen Berufsweg. „Die Kombination aus Theologie und sozialer Arbeit finde ich genial“, so Scheilke. „Zum Beispiel, um zu reflektieren, woher mein Impuls zu helfen eigentlich kommt.“
Außerdem war der Gedanke, in einer Gemeinschaft zu lernen und zu arbeiten, für Scheilke überzeugend. „Damals wohnten wir als Kurs im ersten Ausbildungsjahr noch zusammen im Wohnheim“, erzählt sie. „Wir konnten ganz viel diskutieren und ausprobieren, auch wenn es um unsere persönliche Frömmigkeit ging.“ Durch den engen Zusammenhalt, der so entstand, hätten ihre Jahrgänge einen engen Bezug zur Nazareth-Gemeinschaft entwickelt. „Wieviel das wert ist, merkt man erst im Laufe des Berufslebens“, meint sie. Nach wie vor findet sie den Gedanken faszinierend, einer Gemeinschaft anzugehören, in der Generationen von Menschen aus dem gleichen Berufsfeld versammelt sind und die sich auf den gleichen Grund, Jesus Christus, berufen.
Die Diakonen-Ausbildung hat sich inzwischen verändert. Das Zusammenleben, wie Scheilke es noch kennengelernt hat, gibt es nicht mehr; die angehenden Diakoninnen und Diakone studieren an der Fachhochschule der Diakonie in Bethel sowohl soziale als auch theologische Module. „Wir müssen nach neuen Wegen suchen, auch diese Kurse in die Gemeinschaft einzubinden“, sagt Scheilke – zum Beispiel durch  Patenschaften, die Diakone im Beruf für die Studierenden übernehmen. leg