Artikel teilen:

Die Katastrophe von Fukushima – Fragen und Antworten

Was geschah in Fukushima? In der nordostjapanischen Präfektur Fukushima ereigneten sich am 11. März 2011 ein schweres Seebeben und danach  mehrere Nuklearkatastrophen im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi („Fukushima I“). In  Folge des Bebens bildete sich ein Tsunami mit bis zu 15 Meter hohen Wellen, die den Atommeiler fluteten. In drei der sechs Reaktorblöcke kam es zu Kernschmelzen. Große Mengen radioaktiven Materials wurden freigesetzt; sie kontaminierten Luft, Böden, Wasser und Nahrungsmittel.

Wieviele Menschen waren betroffen? Durch die Flutwelle starben an der Ostküste der japanischen Haupt-insel Honshu mehr als 18 000 Menschen. Fast eine halbe Million Personen mussten in Notunterkünften untergebracht werden. 375 000 Gebäude wurden ganz oder zum Teil zerstört. Untersuchungen zufolge kommt es unter den Umgesiedelten etwa fünfmal häufiger zu psychischen Störungen als im Landesdurchschnitt. Unter den evakuierten Senioren stieg die Sterblichkeit in den ersten drei Monaten um das Dreifache. Die Zahl der Toten im havarierten Kraftwerk sowie durch die Evakuierung oder ihre Folgen wird auf etwa 600 beziffert. Insgesamt wird langfristig mit bis zu 10 000 Toten durch die Atomkatastrophe und ihre Folgeerkrankungen gerechnet. Nach Angaben der japanischen Organisation AAR, Partner von Caritas International, leben heute noch rund 170 000 Evakuierte in provisorischen Verhältnissen, davon 55 000 in den staatlichen Behelfsunterkünften.

Welche Fehler wurden am Reaktor Fukushima-Daiichi gemacht?
Die Schutzmauern zur Meerseite waren deutlich zu niedrig. Der größten Flutwelle in der Geschichte des Landes konnten sie nicht standhalten. Die Erdbebensicherheit war bis zu einer maximalen Stärke von 8,0 ausgelegt. Weitere Konstruktionsmängel waren bereits vor der Katastrophe bemängelt worden. Zudem musste die Betreiberfirma Tepco nachträglich einräumen, über Jahre Wartung und Schutzmaßnahmen vernachlässigt und Störfälle verschwiegen zu haben. Tepco wie auch der damaligen japanischen Regierung werden mangelnde Koordination und schlechte Informationspolitik vorgeworfen. Dadurch seien unnötig viele Menschen schädlicher Strahlung ausgesetzt worden.

Wie steht es um Japans Atomausstieg? Die japanischen Regierungen steuern seit 2011 einen Zickzackkurs: Zunächst wurde ein baldiger Ausstieg angekündigt; bald darauf wurde dieser Schritt auf Druck der Industrie wieder zurückgenommen. Schon vor der Katastrophe hatte Japan auf einen Energie-Mix mit nur einem Drittel Atomenergie gesetzt. Dieser Anteil sank bis heute auf 22 Prozent. Dies macht die japanische Wirtschaft abhängiger von teurer Importkohle aus China. Wenige Tage vor dem fünften Jahrestag von Fukushima ging der landesweit vierte von früher 58 Reaktoren wieder ans Netz. In Umfragen spricht sich eine große Mehrheit der Bevölkerung für einen Ausstieg aus der Atomenergie aus. KNA