Von Veit Hoffmann
Woher die Geschichte stammt weiß ich nicht. Sie geht ungefähr so:
Kinder spielen in einem großen, verwunschenen Garten Verstecken. Schließlich kommt ein Kind hervor und ruft: „Hurra, gewonnen, ihr habt mich nicht gefunden!“ Da antworten die anderen Kinder: „Wir haben dich gar nicht gesucht!“ Nicht gesucht und gefunden werden ist ein menschliches Drama.
Es gibt viele Menschen, die aus verschiedensten Gründen nicht gesucht und gefunden werden. Manche unverschuldet andere selbstverschuldet.
So gibt es jene, die im „Spiel“ sein wollen ohne sich zu beteiligen. Sie wollen informiert sein, stellen aber keine Fragen. Sie möchten gesehen werden, wollen sich jedoch nicht zeigen. Sie erwarten etwas, äußern jedoch keine Wünsche. Sie leiden an etwas, sprechen es aber nicht an. Einsamkeit ist oftmals vorprogrammiert. Das Leben ist zuweilen grausam simpel.
Eine Gruppe, auf die in den vergangenen Wochen aufmerksam gemacht wurde, sind jene, die an der seltenen Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) erkrankt sind. Eine unheilbare Krankheit. Der Maler Jörg Immenhoff ist ihr prominentestes Opfer. Sie waren lange Zeit nicht im Blick der Öffentlichkeit. Das änderte sich im Juli 2014 durch einen simplen, gigantischen Klamauk: Die Ice Bucket Challenge (deutsch: Eiskübelherausforderung). Reihenweise übergießen sich Leute derzeit mit Eiswasser und spenden für die Erforschung der Krankheit. Anschließend nominieren sie weitere drei Kandidaten, die sich wiederum mit Eiswasser übergießen. Durch die Dynamik in sozialen Netzwerken hat die „Ice Bucket“-Aktion der ALS-Forschung inzwischen über 31,5 Millionen Dollar eingebracht, teilte die Organisation mit.
Besonders in den letzten Wochen hat sich die Aktion rasant im Internet verbreitet. Viele Prominente wie Ex-Präsident Georg W. Bush und auch Bill Gates nahmen daran teil. Inzwischen reden alle über diese Spendenaktion und die Krankheit.
Auch die Redaktion unserer Kirchenzeitung hat die Herausforderung angenommen und sich mit Eiswasser übergossen (nachzulesen in der neuen Ausgabe der Zeitung und anzuschauen auf deren Facebookseite). Ich habe sie nominiert, da ich meinerseits herausgefordert wurde. Die Aktion ist ein Spiel, das auf Menschen aufmerksam macht, die unverschuldet in nicht vorstellbares Leid geraten sind. Sie werden jetzt gesehen und gefunden.