Sonntag: Psalm 15
Montag: Lukas 11, 29-36
Dienstag: Lukas 11, 37-54
Mittwoch: Lukas 12, 1-12
Donnerstag: Lukas 12, 13-21
Freitag: Lukas 12, 22-34
Samstag: Lukas 12, 35-46
Im Lesestoff dieser Woche ist deutlich zu erkennen, wie bei Lukas die Stellung Jesus zum Besitz schärfer herausgearbeitet ist als bei den anderen Synoptikern. Der vielleicht eindrucksvollste Beleg dafür ist das Gleichnis vom reichen Kornbauern verbunden mit der Warnung vor der Habgier, also der Sucht des Mehr-haben-Wollens und den Sätzen zum richtigen und falschen Sorgen. Da, wo die wirklichen Entscheidungen über einen Menschen getroffen werden, bei Gott, nützt Reichtum und Wohlstand überhaupt nichts. Eher im Gegenteil: Der egoistisch, ohne jede Bindung an den Nächsten genossene Besitz erweist sich als vernichtend für den Menschen und macht ihn zum Narren, der das Leben nicht begriffen hat.
Es geht um die Zukunft (12,35), um das Warten. Und es sind ernste, auch schwer zu verkraftende Worte, die zu bedenken sind. Ist das das Friedensreich, das Jesus bringen würde? Ganz deutlich ist zu spüren, wie die Erfahrungen der frühen Christenheit bereits im Hintergrund stehen: Die Zerstörung Jerusalems, die ersten schlimmen Verfolgungen, die beruflichen und auch familiären Probleme, die einzelne Gemeindeglieder zu bewältigen hatten, wenn sie es mit ihrem Glauben ernst nahmen. Das war nicht anders zu erwarten! so lautet die Botschaft dieser Abschnitte. Das hat Jesus schon vorhergesagt! Mit der Ankündigung des Gottesreiches veränderte sich die Welt nicht mit einem Schlag. Es galt für die Gemeinde, die „Herausforderung des Wartens“ zu begreifen und die Zwischenzeit bis zur Wiederkunft Christi verantwortlich zu gestalten.
Die frühe Gemeinde hatte lange Zeit in der Naherwartung gelebt, und es war durchaus eine geistliche Krise, als immer klarer wurde, dass diese Hoffnung ausblieb. Die Antwort in den Jesusworten lautet eindeutig: Der Zeitpunkt ist völlig offen, sicher ist nur, dass er überraschend sein wird. Und das andere: Christen sind bis dahin als Treuhänder mit der Verantwortung für die Güter Gottes betraut, und es steht ihnen am besten an, wenn sie diese Aufgabe für die Welt annehmen und Gerechtigkeit walten lassen.
Aber es wird auch Streit geben. Der „Kampf um die Wahrheit“ wird die alten Lebensgefüge auf harte Proben stellen oder sie gar zerreißen. Schon die Jünger hatten ihre Großfamilien verlassen, und das hieß ja auch, sich außerhalb ihres traditionellen Schutzes zu begeben. Die Gemeinschaft mit Jesus und später die Gemeinde in Jesus wurde zur neuen Familie.