Sonntag: Psalm 90
Montag: 2. Korinther 10, 12-18
Dienstag: 2. Korinther 11, 1-15
Mittwoch: 2. Korinther 11, 16-33
Donnerstag: 2. Korinther 12, 1-10
Freitag: 2. Korinther 12, 11-2
Samstag: 2. Korinther 13, 1-13
Es geht weiter mit den mutigen Angriffen, die Paulus auf seine Gegner wagt (von 10, 12 an). Selbst wenn diese Gegner für den heutigen Leser kein wirklich klares Profil bekommen, so ist doch die innere und äußere Situation des Apostels deutlich erkennbar. Aus 11,22 lässt sich immerhin erschließen, dass die Störenfriede aus dem Judentum kommen. Wobei auch ganz klar ist, dass Paulus in ihnen nicht „das“ Judentum angreift. Da spricht nicht nur die Jerusalem-Kollekte eine ganz andere Sprache. Er kämpft gegen Anmaßungen (Rühmen) und Verfälschungen der Christusbotschaft.
Paulus argumentiert mit seiner Offenheit und Glaubwürdigkeit. Glaubwürdig wird er nicht zuletzt durch seine Schwachheit. Er hat von Gott einen „Pfahl im Fleisch“ erhalten, einen Stachel, Dorn, gleichbedeutend auch mit „Kreuz“, das zu tragen ist. Dreimal hat er um Befreiung davon gefleht, aber von Christus zur Antwort bekommen: Meine Gnade genügt dir, denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit. Seit jeher haben die Forscher gerätselt, um welche körperliche oder seelische Krankheit es sich wohl gehandelt haben könnte. Epileptische Anfälle gelten als eher unwahrscheinlich, es könnte sich auch um Migräne oder um eine Trigeminusneuralgie gehandelt haben.
Wichtig ist hingegen, dass Paulus in seiner Krankheit letztlich eine „Ähnlichkeit“ mit dem Gekreuzigten, mit Jesus Christus erkannt hat. In dieser Krankheit und der dadurch ausgelösten Schwäche oder Behinderung erfährt er in besonderer Weise die Gemeinschaft mit Christus. Diese Begegnung mit Christus hat ihn von der Illusion befreit, dass er durch die Gotteserfahrung besonders stark und ausgeglichen, in sich verankert und gesund geworden wäre. Das stellt eine deutliche Anfrage an die heute verbreitete Gesundheitsideologie. Vielmehr gilt: Ohne die Schwachen und ohne die Schwächen ist die Gesellschaft, und erst recht die Kirche nicht ganz!
In diesen ganzen Abschnitten ist die leidenschaftliche Offenheit des Apostels zu spüren. Er schont sich nicht und schont auch nicht die Gemeinde. Ironie und Bitterkeit sind überall wie mit Händen zu greifen. Paulus droht und wirbt zugleich: Überlegt euch, was ihr tut! Prüft die Glaubwürdigkeit und Lauterkeit!
Der Schluss des Briefes ist sehr anrührend. Paulus will Frieden, aber der ist nur durch Klarheit und Klärung zu erreichen. Der Schlussvers ist bis heute gottesdienstlicher Gruß in der ganzen Christenheit geblieben. Sie kann eine Gemeinschaft sein, die durch den Heiligen Geist entsteht.