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Die Bibel lesen

Woche vom 2. bis 8. Oktober

Sonntag: Psalm 65
Montag: Judit 10, 1-14
Dienstag: Judit 10, 15-11, 3
Mittwoch: Judit 11, 4-11
Donnerstag: Judit 11, 12-12, 4
Freitag: Judit 12, 5-12
Samstag: Judit 12, 16-13, 11

Die Lage wurde für die Belagerten sehr schnell kritisch. Die Wasserversorgung dieser Region ist in vielen Streitigkeiten zur entscheidenden Schlüsselfrage geworden. Wer die Oberhand über die Quellen oder Zisternen des Gegners gewinnen konnte, hatte damit im Grunde schon den Kampf entschieden. Nicht zuletzt die Kreuzfahrer haben das gespürt, als sie 1187 in der Schlacht an den Hörnern von Hattin verdursteten, weil ihnen von Saladin die Zugänge zum See Genezareth abgeschnitten wurden.
Innerlich hatten die Zuständigen der Stadt Betulya schon kapituliert. In diese Zwangslage hinein handelt Judit. Es ist ihr eigener Plan, er ist nicht im Stadtrat ausgeklügelt worden, sondern wird nur von ihr selbst verantwortet. Offenbar sind nicht einmal die Priester beteiligt. Auch scheint die Frömmigkeit der Judit nicht in irgendeiner besonderen spirituellen Begabung gelegen zu haben, sondern sie bestand einfach darin, dass Judit in der Tradition der Väter für ihr Volk handelte. 9,13: Herr, du bist stark auch ohne Heeresmacht. Dir gefällt das Gebet der Elenden und Demütigen!
Sie hat also keinen ausdrücklichen Auftrag zu ihrem Vorhaben, und vom Abschied am Tor wird nur vermerkt, dass die anwesenden Honoratioren wieder von ihrer Anmut sprachlos waren und ihr hinterherschauten. Kein taktisches Gespräch oder Planen findet statt. Gab es überhaupt einen Plan in den Gedanken dieser Frau, oder vertraute sie einfach darauf, eine Chance zu bekommen, die sie dann nutzen wollte? Ausschließlich von ihrer Dienerin begleitet macht Judit sich auf den Weg und geht direkt auf das Hauptlager der Feinde zu. Sie tarnt sich nicht, sie schleicht sich nicht an, sondern nähert sich offen und ohne Hast.
Ihr Schönheit und ihr Charme, ihr tadelloses Auftreten und ihre Souveränität machen auch auf die Feinde Eindruck. Sie wird sogleich zum Kommandeur gebracht und darf sagen, was sie sich überlegt hatte. Dabei stellt sie sich als Verräterin vor und gibt Holofernes zu verstehen, er sei das Werkzeug Gottes, mit dem der die sündhaften Israeliten bestrafen wolle.
Vier Tage zog sich der Aufenthalt der Judit im Lager des Gegners dann hin, eine lange Zeit, und es kommt zu der verhängnisvollen Idee, ein Gastmahl auszurichten, bei dem schließlich alle Männer bis zur Besinnungslosigkeit betrunken gewesen sein sollen, so dass Judit eiskalt den Holofernes mit dessen eigener Waffe ermorden konnte. Oder wie sie selbst später den Ihren berichtet: Da hat ihn der Herr, unser Gott, durch Frauenhand umgebracht (13,19).