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Die Bibel lesen

Woche vom 25. September bis 1. Oktober

Sonntag: Psalm 142
Montag: Judit 7, 1-10
Dienstag: Judit 7, 11-24
Mittwoch: Judit 8, 1-8
Donnerstag: Judit 8, 9-17
Freitag: Judit 8, 18-28
Samstag: Judit 9, 1-15

Das Buch Judit erzählt die Geschichte dieser bemerkenswerten Frau– wie anders – in prachtvoller orientalischer Ausmalung! Ich weiß noch, wie wir als junge Studenten stutzen, als wir in 10,4 die Aufzählung des Schmuckes übersetzten, den die Judit anlegte und offenbar auch vorher schon besaß: Schrittkettchen, Armbänder, Fingerringe, Ohrgehänge. Was es alles gibt, „um die Augen der Männer zu bestricken“ – wie es so schön heißt! Aber es ist eben insgesamt in diesem Buch eine blumige, bunte Sprache, die sich einem drögen westfälischen Protestanten erstmal erschließen muss.
Das Wichtigste in dieser Geschichte ist der Satz: „Der Herr zerschmettere ihren Stolz durch die Hand einer Frau! (9,10).“ Und für alles schmückende Beiwerk hatten die Erzähler damals unendlich viel mehr Zeit als heute. Man saß gemeinsam im Schatten des Zeltes oder des Stadttores, wenn der Wind leicht fächelte und der Abend herauf zog. Oder es waren die ausladenden Zweige eines Baumes, einer Akazie vielleicht, die Schatten spendeten bei einer Rast unter der Hitze des Tages. Also, man sollte schon ein bisschen Zeit und vielleicht auch Geduld aufbringen, um diese schmuckvolle Erzählung zu genießen.
Allein in 8,1 ff die Schilderung der Herkunft und der familiären Situation der Judit muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen, wobei ja auffällt, dass nach alter patriarchalischer Gewohnheit vor allem die männlichen Vorfahren aufgezählt werden.
Judit war eine reiche Witwe(8,6), sie war also frei und von niemandem abhängig, damals für eine Witwe eine seltene und außergewöhnliche Situation, denn in den meisten Fällen waren Frauen nach dem Tod ihres Mannes materiell und letztlich auch rechtlich abhängig von ihrer Familie oder einer neuen Ehe, die eine „Versorgungsheirat“ war und kaum auf Zuneigung beruhte – auch nicht auf Seiten der Männer, die eine neue Versorgungsbürde auf sich zu nehmen hatten. Das alles war in diesem Fall anders.
Die Situation für die belagerte Stadt spitzt sich sehr bald zu, weil die Soldaten des Holofernes offenbar die Wasserversorgung unterbinden konnten. Das war eine durchaus übliche und bewährte Belagerungsmethode, die die eigenen Kämpfer schonte und in südlichem Klima auch weniger Zeit braucht als in gemäßigten kühleren Regionen. Die dramatische Lage wird ausführlich geschildert.