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Die Bibel lesen

Woche vom 28. August bis 3. September Sonntag: Psalm 146 Montag: 1. Makkabäer 1, 1-16 Dienstag: 1. Makkabäer 1, 17-29 Mittwoch: 1. Makkabäer 1, 30-42 Donnerstag: 1. Makkabäer 1, 43-68 Freitag: 1. Makkabäer2, 1-14 Samstag: 1. Makkabäer 2, 15-28

Bis Mitte Oktober beschäftigen uns zwei Bücher aus den alttestamentlichen Apokryphen, nämlich das erste Makkabäerbuch und das Buch Judit. Apokryph heißt eigentlich „verborgen“ und hat manchmal auch die Nebenbedeutung von „geheim“ oder auch „unecht“ angenommen (hier in dem Sinne: nicht zur gültigen Bibel gehörig). In den evangelischen Bibelausgaben stehen unter den Apokryphen alle Bücher, die in der Septuaginta zusätzlich zu der alten hebräischen Bibelausgabe aufgeführt sind. Die Septuaginta (=siebzig) ist die griechische Übersetzung, die vor allem in der weit gestreuten jüdischen Diaspora in Gebrauch war, wo man die hebräische Sprache nicht mehr so sicher beherrschte. Gerade in den dortigen Synagogen war man aber bemüht, bei aller Integration den eigenen Glauben zu bewahren und jüdisches Leben nach dem Muster der Heimat zu praktizieren.
Die Apokryphen lassen Rückschlüsse auf die langwierige und komplizierte Geschichte der Kanonbildung zu. Unter Kanon (Maß, Richtschnur, Regelwerk) versteht man den verbindlichen Inhalt und Umfang der (Glauben begründenden) Heiligen Schrift. Für das erste Testament begann dieser Prozess etwa  im Jahre 621 vor Christus mit dem unter Josia gefundenen Gesetzesbuch und ging durch die Exilszeit, wo die Grundlagen des Glaubens gültig und schriftlich festgehalten werden mussten. Die Tora hatte sehr bald allgemein verbindlichen Rang, schwieriger war bis in die Zeit Jesu hinein aber etwa das Buch Ezechiel wegen seiner Widersprüche und Unklarheiten und eben viele spätere Schriften. Um 100 nach (!) Christus zog das Judentum auf der Zusammenkunft (Synode) von Jamnia den Schlussstrich unter diese Entwicklung und bestimmte den bis heute gültigen Kanon.
Die beiden Makkabäerbücher führen zurück in die seleukidische Zeit. Seit Alexander der Große am Ende des 4. Jahrhunderts vor Christus die Welt unter griechische Oberherrschaft gebracht hatte, brach zwar unter seinen Nachfolgern das große Ganze zusammen, aber die entstandenen Diadochenreiche pflegten selbstverständlich hellenistische Kultur. Diese Kultur eines freien Denkens und einer logischen Philosophie prallte zusammen mit der Jerusalemer Kultgemeinde und ihrer tradionsgebundenen Gestaltung von Glauben und Leben. In den Jahren 175-134 vor Christus kam es zu dramatischen Auseinandersetzungen. Die ansonsten toleranten und auf Religionsfreiheit bedachten Griechen griffen in Jerusalem drastisch in die Privilegien des Heiligtums ein.