Exodus, Ausweg! Der öffnet sich am Schilfmeer! Damals kam es häufiger vor, dass die Wasserlinie jenes flachen Bitter-Sees am heutigen Suez-Kanal durch beständigen Wind nach Ost oder West gedrückt wurde, und dabei Flächen freigab – wobei dann die wassernahen Strecken selbstverständlich für leichtfüßige Flüchtlinge günstiger waren als für die schweren Streitwagen der Verfolger. Spätere Erzähler, die die Ortsbedingungen nicht mehr kannten, haben sich Wasserwände vorgestellt, die wie ein Canyon durch die Meeresfluten schnitten und den Weg für die Fliehenden öffneten. Gottes Wunder wurden schon immer gerne ausgeschmückt je öfter sie – noch dazu im erzählfreudigen Orient – weitergegeben wurden. Aber solche Ausmalungen rücken die Ereignisse in eine fromme Märchenwelt und übersehen, wie unmittelbar und mitten in der Wirklichkeit Gott den Seinen zur Seite gestanden hat.
In Kapitel 14 sind sehr viel später – wohl in der Zeit des Königs Salomo, also um 950, als die Erzählungen Schriftform erhielten – zwei Berichte aus verschiedenen Zeiten, vielleicht auch aus unterschiedlichen Stämmen Israels, miteinander verwoben worden. Das merkt man etwa in Vers 21, wo einerseits die Wasser durch den Wind zurückweichen, sich andererseits aber die Wogen teilen. Die Erzählungen von den Wachteln und dem Manna werden vor Ort ebenfalls anschaulich. Am Sinai entlang ziehen im März und September noch heute gewaltige Formationen von Zugvögeln durch den Jordangraben. Dabei sind sie manchmal nach den anstrengenden Etappen dermaßen erschöpft, dass man sie an den Rastorten mit Händen greifen kann. Manche Raubtiere wissen das, aber mitunter kommt das auch Menschen zugute.
Der Durst, die klassische Geißel der Wüste, quälte immer wieder Mensch und Tier. Im Zentral-Sinai wird noch heute die Stelle gezeigt, an der Mose an den Felsen geschlagen haben soll. Versteckte Wasserstellen entdecken die Beduinen noch heute demjenigen, der sich auf die alten Pfade wagt. Und im Hochgebirge fallen dort durchaus nennenswerte Regenmengen.
Die Begegnung mit Jitro, dem Priester aus Midian und zugleich Schwiegervater des Mose, ist wohl mehr als nur ein familiäres Wiedersehen. Immerhin näherten sich die Israeliten dem Gebiet der ebenfalls nomadischen Midianiter, das östlich von Aquaba etwa in jenem Wüstengebiet liegt, das als Wadi Rum in jüngerer Geschichte durch Lawrence von Arabien bekannt wurde.
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