Die lateinischen Namen der Vulgata sind inzwischen ökumenisch geläufig. „Exodus“ steht für Auszug, Ausweg, Flucht und zugleich Aufbruch in die Freiheit – das ist der aufregende Inhalt aus der uralten Geschichte dieses Volkes, und zugleich wesentlicher Inhalt des Glaubens bis heute! In den nächsten fünf Wochen stehen die wesentlichen Abschnitte dieses „Exodus“ auf dem Leseplan. Dabei gibt es einmal die erzählenden Texte, die von der Josephszeit überleiten in die langen „Wanderjahre des Glaubens“ durch die Halbinsel Sinai und den Negev, die (=Süd)-Wüste des verheißenen Landes, das heute nach seinem Urvater Israel heißt. Zum anderen finden sich in diesem Buch auch zeitlose „Ordnungen der Freiheit“, vor allem also die Zehn Gebote. Die stehen im Mittelpunkt, und sie bilden das Fundament, auf dem dann ein großes und vielfältiges Gefüge aus weiteren ausführlichen Verhaltensnormen und Rechtssätzen aufgebaut wird.
Zunächst wird im Buch Exodus die harte Fron in Ägypten geschildert. Aus Wohlgelittenen, sie hatten den Rechtsstatus von „Fremdlingen“, also Gästen in der Josephszeit, wurden Geduldete und schließlich Abhängige, unfrei in wirtschaftlichen Dingen und in ihrer Bewegung, was für Nomaden ein noch ganz anderer Einschnitt ins Selbstgefühl ist als für die Fellachen des Nils, für die Sesshaftigkeit selbstverständlich war. Es war aber ein klarer Rechtsbruch, dass der berühmte Pharao Ramses II. (19. Dynastie von 1305 bis 1196 v. Chr., infrage kommt aber auch der nachfolgende Pharao Merenpetah) sie zwang, beim Aufbau der neuen Hauptstadt Kantir mitzuwirken. Das Fass kommt zum Überlaufen, als die ägyptischen Behörden darauf drängen, dass die Hebammen doch möglichst nur Mädchen (als zukünftigen Arbeitskräften) zur Welt helfen und Jungen (als potenzielle Krieger) töten. Damit stand das Schicksal des ganzen Volkes auf dem Spiel. Die Lebensgeschichte des Mose (= „der aus dem Wasser Gezogene“) liest sich spannend wie ein Roman.
Schwierig bleibt die genaue Übersetzung des Gottesnamens JHWH in 3,14. Seine übliche Aussprache „Jahwe“ ist eine begründete Vermutung. Aber dieser „Eigenname Gottes“ wird seit biblischen Zeiten nicht ausgesprochen, vielmehr wird ein Ersatzwort gebraucht, „adonai“ (= Herr), im griechischen NT steht dafür Kyrios, aber auch einfach „der Name“ (Ha Sem) und auch „der Ewige“. Sein Name ist kein Persönlichkeitsmerkmal, sondern eine Zuwendung. Am ehesten scheint „Ich bin dir nah, für dich da“ dem Sinn zu entsprechen.