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Die Bibel lesen

Woche vom 28. Mai bis 4. Juni Sonntag: Psalm 133 Montag: 1. Korinther 14,1-12 Dienstag: 1. Korinther 14,13-25 Mittwoch: 1. Korinther 14,26-33a Donnerstag: 1. Korinther 14,33b-40 Freitag: 1. Korinther 15,1-11 Samstag: 1. Korinther 15,12-19

Es geht zunächst um die Zungenrede in der Gemeinde. In gewissen Zirkeln wird ein richtiges Geheimnis daraus gemacht, als wäre das eine seltene Gabe Gottes, die nur Bevorzugten zuteil wird. Aber ich kenne so etwas wie Zungenreden aus meinem Umfeld in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen in Bethel. Viele meiner behinderten Nachbarn können sich nur schwer in Worten ausdrücken, und selbst die nächsten Vertrauten können oftmals nicht „übersetzen“, was mit einem Laut oder einem Ruf gemeint ist. Und doch gehören diese Stimmen ganz selbstverständlich zu einem gemeinsamen Leben und erst recht zu einem gemeinsamen Gottesdienst hinzu. 

Vielleicht sollte man das „Geheimnis des Zungenredens“ darum einfach so stehen lassen. Man kann und braucht diese Gabe auch nicht besonders zu wünschen und zu erlernen. In einer vollständigen Gemeinde mit behinderten und nichtbehinderten Gliedern ist sie einfach da. Und das ist gut so. 

Paulus unterscheidet davon allerdings die prophetische Rede. Die gab und gibt es immer, auch in der heutigen Kirche. Dabei wird aber genau wie bei den biblischen Propheten nichts Neues verkündet oder gar die Zukunft vorhergesagt; vielmehr wird Gottes Wort direkt in die Zeit hineingesprochen und daran erinnert, dass noch immer gilt: Was der Mensch sät, das wird er ernten.

In Kapitel 15 lesen wir das älteste schriftliche Zeugnis über die Auferstehung Jesu. Dafür benutzt die Bibel ganz profane Wörter, also „aufstehen“ (nicht auferstehen) und auch „aufwecken“ (nicht auferwecken). Der feierliche Sprachklang hat sich erst später und durch die Übersetzungen eingestellt. 

In großer Nüchternheit und ohne jede Ausmalung zählt Paulus die Fakten auf: Christus ist gestorben, wurde begraben und ist aufgestanden, und zwar „schriftgemäß“, so wie es dem ersten Testament und dem jüdischen Glauben entspricht. Während zum Beispiel bei den Abendmahlsworten in 11,24 der Name Jesus verwendet wird, ist hier ausschließlich von Christus(= Messias = gesalbter Thronfolger) die Rede. 

Es gibt keinerlei Schilderung der Auferstehung, wohl aber Begegnungen mit dem Auferstandenen! Dafür allerdings gibt es Augenzeugen in großer Zahl, auch wenn diese Zahl im Laufe der Jahre immer weniger werden wird. Deswegen, und nicht nur weil die Korinther so weit weg vom Ort des Geschehens leben, werden die Augenzeugenberichte schriftlich dokumentiert. Paulus selbst zählt sich auch in diese Reihe, obwohl er als „Fehlgeburt“ nicht rechtzeitig im Kreis der Jünger war.