Die Spannungen und Spaltungen innerhalb der korinthischen Gemeinde zeigten sich insbesondere bei der Feier des heiligen Abendmahls. Der Grund liegt auf der Hand, denn schon wenn man nur die Namen betrachtet, die in der Apostelgeschichte oder auch im Römerbrief von korinthischen Christen überliefert sind, dann ergibt sich das Bild einer bunt zusammengesetzten Gemeinde. Griechen sowie eine Minderheit(!) Juden. Arme, aber auch einige Reiche, Gebildete und viele, die nicht lesen und schreiben konnten, vor allem aber auch Leute mit dem römischen Bürgerrecht, sogar ein Finanzbeamter (Römer 16,23) und viele Sklaven ohne bürgerliche Rechte. Während aber bereits in Kapitel 10,14ff. die Teilnahme am Abendmahl und das Feiern heidnischer Rituale als unvereinbar erklärt wurden, geht es hier darum, dass einige hungrig vielleicht direkt von der Arbeit kamen, während andere von Hause aus satt und manchmal sogar angetrunken erschienen.
Paulus erinnert an die Einsetzungsworte Jesu. Die Verkündigung der Kreuzesbotschaft ist das Kennzeichen der Abendmahlsfeier. Es zeigte sich daran aber auch, dass es auf Dauer nicht geht, wenn man am Tisch des Herrn eine Gemeinde in Gottes neuer Welt ist und im übrigen Alltag bleibt alles wie zuvor. „Ich kann dann einfach nicht wieder an meinen Platz zurückgehen, ohne dass sich untereinander etwas ändert“, äußerte sich kürzlich eine Leserin.
11,27 warnt davor, das Abendmahl „unwürdig“ zu empfangen. Das zielt einmal auf eine persönliche Prüfung jedes Einzelnen, weist aber auch darauf, dass eine Gemeinde sich ins Bewusstsein rufen muss: Durch Kreuz und Auferstehung Jesu ist Gottes neues Reich angebrochen, und darum kann die Welt schon hier und heute und durch uns nach Gottes Ordnung menschlicher gestaltet werden. Insofern ist das Wort „unwürdig“ auch im Sinne von gerecht/ungerecht zu verstehen. Das Abendmahl wird zu einer tröstenden Kraftquelle, in dem Kampf gegen Menschen- und Gottesunwürdigkeit und im Bemühen um Gerechtigkeit in dieser Welt nicht nachzulassen.
Das großartige und zeitlose Hohelied der Liebe beschließt den Leseplan dieser Woche. „agape“ (lat.caritas= Nächstenliebe) steht im Text, gemeint ist der Begriff aber umfassend. Die Liebe ist unbezwinglich (Vers 8), sie gibt nicht auf, sie ist Gottes Wesen! Zwischen Kreuz und Vollendung ist sie darum für Christen die einzig zukunftsfähige Haltung.
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Woche vom 22. bis 28. Mai Sonntag: Psalm 145 Montag: 1. Korinther 11,27-34 Dienstag: 1. Korinther 12,1-11 Mittwoch: 1. Korinther 12,12-26 Donnerstag: 1. Korinther 12,27-31 Freitag: 1. Korinther 13,1-7 Samstag: 1. Korinther 13,8-13