Vieles in diesem Schreiben am Beginn des zweiten Jahrhunderts ähnelt dem Römerbrief, mit dem Paulus schon rund vierzig Jahre vorher nicht nur für die „Hauptstadt-Gemeinde“, sondern für die ganze Welt die Grundlagen des Glaubens beschrieben hat. Man nennt den 1. Petrusbrief übrigens auch „frühkatholisch“ – „katholisch“ heißt ja „allgemein“ –, weil als Adresse die ganze Christenheit in ihrer wachsenden, weltweiten Ausdehnung in den Blick genommen wurde.
Die Anrede „Ihr Geliebten!“ in 2,11 (so steht es im Urtext und nicht nur „Liebe Brüder“!) deutet an, dass nach dem Vorwort nun das eigentliche Thema folgt, nämlich das Verhalten eines Christen in dieser Welt. Die Grundregel lautet: Versteht euch als Fremde und Pilger! Wobei das erste, Fremde, üblicherweise die Rechtsstellung eines Pächters oder Verwalters ausdrückt und das zweite, Pilger, an die befristete Zeitdauer denkt, in der Menschen auf Erden unterwegs sind. Alle notwendigen Veränderungen in dieser Welt sollen durch Liebe und Geduld, auch im Leiden, vollzogen werden, niemals durch Gewalt. Christen sollen darum ein „Recht-schaffendes“ Leben (2,12) führen unter den Heiden (=allen Völkern) und darauf achten, dass sie sich von allen oberflächlichen und lebensfeindlichen Angeboten der materiellen (=fleischlichen) Welt fernhalten.
Dieses „christliche Schema“ (vgl. Markus 12,28 in UK 8) wird nun durchgespielt. Politische Ordnungen sollen respektiert, ja sogar als von Gott geduldet verstanden werden. Aber die Christen sollen begreifen, dass sie letztlich davon unabhängig sind. Das gilt ebenfalls für Sklaven, die nicht zur Flucht oder Rebellion gegen ihre Eigentümer aufgefordert werden, sondern alles Übel und Unrecht tragen sollen. Aber eben – und das ist das Neue – als Übel und Unrecht und nicht mehr als von der gesellschaftlichen Norm legitimiert! Damit folgt man dem Vorbild Christi. Auch die Frauen (3,1ff.) sollen sich – gerade in einer Ehe mit einem Nichtchristen – als solche, die im Inneren frei sind, in der überkommenden Familienordnung unterordnen und sich nicht auf nutzlose Wortgefechte einlassen. Vielmehr können sie die Männer durch ihr Leben davon überzeugen, dass es unter Christen eine bessere Ordnung, eine Gemeinschaft von Männern und Frauen geben kann. In der Welt werden Christen also kaum, eigentlich nie in einer völlig homogenen eigenen Gesellschaft leben, sondern immer in Mischformen – hoffend und im festen Vertrauen auf Gottes neue Welt.
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Woche vom 3. bis 9. April Sonntag:Psalm 122 Montag: 1.Petrus 2,11-17 Dienstag: 1. Petrus 2,18-25 Mittwoch: 1. Petrus 3,1-7 Donnerstag: 1. Petrus 3,8-12 Freitag: 1. Petrus 3,13-17 Samstag: 1. Petrus 3,18-22