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Die Bibel lesen

Woche vom 31. Janur bis 6. Februar Sonntag: Psalm 128 Montag: 2. Timotheus 2,1-13 Dienstag: 2. Timotheus 2,14-26 Mittwoch: 2. Timotheus 3,1-9 Donnerstag: 2. Timotheus 3,10-17 Freitag: 2. Timotheus 4,1-8 Samstag: 2. Timotheus 4,9-22

Die beiden Timotheusbriefe bilden eine besondere Einheit. Jetzt im zweiten Schreiben kommen sehr persönliche Dinge zur Sprache, ja dieser Brief ist neben dem Philipperbrief der persönlichste im Neuen Testament überhaupt. Und zwar gilt das sowohl für den Absender, aber auch für den Adressaten. Den müssen wir uns sogar noch durchaus jugendlich vorstellen (1. Timotheus 4,12). Überhaupt liegen die Lebensstufen damals erheblich jünger als heute. Wenn man Maria auf um die 14 schätzt, als sie Jesus zur Welt brachte, dann war der Lieblingsjünger Johannes vielleicht sogar erst zwölf, als er berufen wurde.
Bei Paulus lesen wir im Brief von seinen tiefen Enttäuschungen (1,15; 4,10.14.16), die ihm manche Mitchristen bereitet haben. Immer wieder ist die Bitte an den Jüngeren zu spüren: Komm doch, ich brauche dich!
Und  von Timotheus erfahren wir etwas über dessen Familie und darüber, dass der seinem Lehrer wie ein Sohn ans Herz gewachsen ist. Timotheus hat eine Begabung, die von Paulus unter Handauflegen gesegnet, also in den Dienst Gottes gestellt worden ist. Davon soll er Gebrauch machen! Es entsteht das Bild einer fruchtbaren Arbeitsgemeinschaft zwischen Lehrer und Schüler, die aber auch Freundschaft wurde. Beide sind dem einen Herrn verpflichtet. Das Bild der Menschen wird deutlich. Sie treten zwar hinter der Sache zurück, aber die gibt es eben auch nie ohne eine Persönlichkeit (per-sonare = durch-klingen).
Auch die frühen Bekenntnisse werden damals gebildet. Sie sind die ersten Versuche, den Glauben an Christus für alle zusammen verbindlich zum Ausdruck zu bringen. Eine Akzentverschiebung findet etwa dadurch statt, dass im zweiten Brief häufiger „Kyrios“, „Herr“, gewählt wird an Stellen, wo man früher das eher allgemeine Wort „Theos“, also „Gott“ gewählt hätte. Alte „Gottes-Attribute“ werden in dieser Generation auf den „Herrn“ Christus übertragen. Der Abschnitt 2,1-12 geht deutlich davon aus, dass die Wiederkunft Christi in die Ferne rückt, während der erste Brief noch die Nähe dieses Ereignisses annimmt. Diese Gegensätze kann man als heutiger Leser nur nebeneinander stehen lassen. Wenn man Predigten oder Briefe aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts hervorholt und sie mit denen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges und dann wieder mit heutiger Verkündigung vergleicht, erkennt man ähnliche Stimmungswandlungen und auch Gegensätze wie am Anfang der Kirchengeschichte.