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Die Bibel lesen

Woche vom 4. bis 10. September

Sonntag:    Psalm 49
Montag:     2. Chronik 1, 18 – 2, 17
        Sirach: Vorwort
Dienstag:     2. Chronik 3, 1-17
        Sirach 1, 1-10
Mittwoch:     2. Chronik 5, 1-14
        Sirach 1, 11-20
Donnerstag:     2. Chronik 6, 1-21
        Sirach 2, 1-18
Freitag:     2. Chronik 6, 22-42
        Sirach 4,1-10
Samstag:     2. Chronik 7, 1-10
                 Sirach 4, 20-31

In den nächsten vier Wochen steht neben der Chronik ein Buch auf dem Leseplan, das bei vielen Juden sehr beliebt ist, aber auch bei Christen und darunter nicht zuletzt bei den ernsten Ausprägungen des Protestantismus. Denn das Buch ist wie eine Art Rezept zum Leben zu lesen, voller Praxis und Lebensklugheit. In dem Zusammenhang ist ein merk- und wohl auch fragwürdiges Verfahren überliefert: Nach der Reformation zu Zeiten, in denen Menschen selbstständig und ohne Priester einen Fingerzeig Gottes suchten, sind manche Familienväter einfach bei geschlossenen oder erhobenen Augen mit dem Zeigefinger oder mit einem spitzen Gegenstand, ja sogar mit dem Messer an einer zufälligen Seite in die Bibel hineingefahren, um die Stelle, auf die die Spitze zeigte, als Gottes Entscheidungshilfe zu verstehen. Das waren dann oft Worte aus dem Buch Sirach, weil das so passend in der Buchmitte steht und auch fast wie von selbst „auffällt“, wenn man die Bibel auf den Buchrücken legt.

Jesus Sirach (so heißt er nach griechischer Tradition) oder auf Hebräisch (50,29) Jesua ben El azar ben Sira lebte wahrscheinlich Anfang des 2. Jahrhunderts vor Christus in Jerusalem zu Zeiten des Hohenpriesters Simon (50,1), der um 190 im Amt war. Dieser Jesus Sirach hatte einen Enkel, den es unter Pharao Euergetes, also um 132 vor Christus, nach Ägypten verschlagen hatte. Dieser Enkel hat das Werk seines Großvaters aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt (Vorrede 5 und 6).

Dieses Buch enthält praktische Lebenserfahrung aus nahezu allen Bereichen des Alltags. Es gehört damit zur typischen Weisheitsliteratur und ist auch heute noch spannend, wenn man sich Zeit nimmt, sich die Lebensverhältnisse der damaligen Zeit vor Augen zu stellen.

Das Judentum war in der damaligen Welt weit verbreitet. Dabei waren die Judenviertel in den Städten keineswegs den Ghettos des europäischen Mittelalters vergleichbar, sondern einfach Wohnbereiche, in denen man das eigene Leben leben konnte. Da wurde der Sabbat eingehalten und koscher gegessen und da wurden die alten Traditionen gepflegt, wobei es immer das Grundproblem war, die richtige Balance zwischen Anpassung und Bewahren der eigenen Identität zu finden.

Und selbstverständlich gab es das Problem, einerseits die Sprache des Gastlandes zu erlernen und andererseits so viel Hebräisch zu beherrschen, dass die Heilige Schrift gelesen und verstanden werden konnte. So gesehen gibt das Buch Jesus Sirach auch eine Anleitung zum Leben in einem fremden Lande (Vorrede 10)!