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Die Bibel lesen

Woche vom 10. bis 16. Januar Sonntag: Psalm 2 Montag: Markus 2, 13-17 Dienstag: Markus 2, 18-22 Mittwoch: Markus 2,23-28 Donnerstag: Markus 3, 1-6 Freitag: 1. Timotheus 1,1-11 Samstag: 1. Timotheus 1,12-20

Vor den Evangelien und den Briefen gab es natürlich schon mündliche Überlieferungen, die nach Stichworten(„Selig sind…“) oder anderen gemeinsamen Kennzeichen (Gleichnisse, Wanderungen durch Galiläa, Heilungen) zusammengestellt waren, also nach Methoden, mit denen man früher umfangreiche Stoffe im Kopf behalten konnte, als die weitaus meisten Menschen noch nicht lesen und schreiben konnten. Eine dieser frühen Sammlungen von Aussprüchen Jesu nennt man die Spruchquelle (abgekürzt: „Q“). Markus konnte wahrscheinlich als erster davon ausgehen, dass diese Sammlung bei seinen Gemeinden schon schriftlich bekannt und vertraut war. Die mündliche Tradition wurde ganz allmählich zur schriftlichen. Der Grund dafür, dass man nun mehr und mehr die Schriftform wählte, lag bei Paulus in erster Linie an der Entfernung zu seinen Adressaten. Bei den Evangelisten steckt sicher auch ein Generationenproblem dahinter: Man wollte die Botschaft möglichst genau bewahren, eben weil die Augenzeugen mehr und mehr ausstarben. Ein weiterer Grund kam wohl dazu: Die Gemeinde erfuhr nach der Zerstörung Jerusalems auch wachsende Verfolgungen und erkannte, wie schnell Traditionen abreißen konnten. Schriften hingegen konnte man verstecken, und vor allem: Man konnte Kopien anfertigen und verbreiten. Die Schriftform wollte also auch schützen.
Es gibt noch weitere Gründe, die erklären, warum die frühe Gemeinde jetzt anfing, die Botschaft aufzuschreiben: Die den ersten Christinnen und Christen nachfolgenden Generationen merkten ganz allmählich, dass die „Naherwartung“ ihrer Eltern, die ja nach der Kreuzigung und der Auferstehung Jesus mit seiner alsbaldigen Wiederkunft und mit einem ganz schnellen Weltende rechneten, ausblieb, sich verzögerte und auf jeden Fall unberechenbar war. Sie verstanden jetzt, dass sie sich doch für längere Zeiten in dieser Welt einzurichten hätten und für die Nachfolgenden vorsorgen mussten.
Ein großes Problem und stellenweise sogar die größere Gefahr waren die Irrlehren, die mitten in der Gemeinde wirksam waren, also zu Verwechslungen Anlass gaben, wenn man keine genauen schriftlich dokumentierten und „beglaubigten“ Urkunden hatte, auf die man sich eindeutig und präzise berufen konnte. Die Kanonbildung war ein solcher Prozess der Beglaubigung, in der aus einer Fülle von Schriften die Spreu vom Weizen getrennt wurde.