Sonntag: Psalm 139
Montag: Johannes 7, 14-24
Dienstag: Johannes 7, 25-31
Mittwoch: Johannes 7, 32-39
Donnerstag: Johannes 7, 40-52
Freitag: Johannes 7, 53 – 8, 11
Samstag: Johannes 8, 12-20
Jesus ist ein Mann der Feste und Feiern. Jesu Wirken in der Öffentlichkeit beginnt und endet mit einem Fest. Hochzeiten (Johannes 2), ein Speisungswunder (Johannes 6), Gastmähler (Johannes 12) und Grillen am Lagerfeuer (Johannes 21), Wochenfest (Johannes 5), Pessachfeste (Johannes 2; 11-12; 13-18) und Laubhüttenfest (Johannes 7). Sucht Jesus die Festivalbühne, sucht er ein Publikum? Vielleicht. Aber in erster Linie sucht Jesus Gemeinschaft, sucht Rituale und Festfreude. Im Fest verwirklicht sich die gute Schöpfung Gottes. Im Fest werden Ordnung und Fülle greifbar. Im Fest erleben Menschen Gemeinschaft untereinander und Gemeinschaft mit Gott.
Doch Feiern und Feste sind als Zeiten der Begegnung auch Zeiten des Konflikts. Jesus lässt sich in der Öffentlichkeit sehen, er lebt und lehrt für eine bestimmte Zeit öffentlich und er macht sich damit angreifbar (Johannes 7,25-36). An seiner Person und an seinen Worten entzünden sich immer wieder Konflikte, scheiden sich die Geister. Jesus ist ein Mann der Feste und Feiern, aber statt Gemeinschaft zu erfahren, erregt er Aufsehen, Zwietracht und Zweifel.
Und immer wieder geht es in diesem Kontext um die Legitimation Jesu: Wer ist er? Warum tut und sagt er solche Dinge? Wer gibt ihm das Recht dazu? Ist er ein Prophet? Ein Aufrührer? Oder gar der Gesalbte, den viele erwarten? Die Hohenpriester und Pharisäer haben Angst um die Überlieferungen und Traditionen. Doch wer glaubt, Jesus wende sich gegen diese Traditionen und Gesetze, der irrt. Jesus achtet die Traditionen und Gesetze seines Volkes. Er feiert die tradierten Feste, er betet im Tempel, er hält an den Schriften und Gesetzen fest (Johannes 7, 14-20).
Aber Jesus stellt alles in das Licht (Johannes 8, 12-20) der mit ihm gegenwärtigen Gottesherrschaft: „Aber am letzten, dem höchsten Tag des Festes trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.“ (Johannes 7, 37-39; Luther 2017). Die Traditionen sollen geachtet und mit neuem Geist und Leben erfüllt werden. Die Gesetze sollen gelten, aber nicht erbarmungslos (Johannes 7, 50 – 8, 11). Und die Feste sollen wieder Zeiten der Gemeinschaft, der Fülle und der Festfreude sein.
• Dr. Michael Rydryck ist Referent für Studium und Lehre sowie Dozent für Neues Testament und Religionswissenschaft am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main.