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Die Bibel lesen

Woche vom 17. bis 23. Juli

Sonntag:    Psalm 73
Montag:     Johannes 6, 22-34
Dienstag:     Johannes 6, 35-51
Mittwoch:     Johannes 6, 52-59
Donnerstag:     Johannes 6, 60-65
Freitag:     Johannes 6, 66-71
Samstag:     Johannes 7, 1-13

Die Menge wünscht sich einen König, der ihnen wie der römische Kaiser Ernährungssicherheit bietet, einen Führer wie Mose, der Manna regnen lässt und der weiß, wo es langgeht. Und Jesus? Jesus wünscht sich Ruhe, wünscht sich, verstanden zu werden, wünscht sich, dass die Menschen ihn aus den richtigen Gründen suchen: „Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird! Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt.“ (Johannes 6,27; Zürcher Bibel)

Die Menge hat handfeste Bedürfnisse und konkrete Erwartungen an den Propheten Jesus. Doch der scheint immer wieder in Rätseln zu sprechen, in prophetischer Rede und kühnen Metaphern: „Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabkommt: Wer immer davon isst, stirbt nicht. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er in Ewigkeit leben; und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, für das Leben der Welt. Da gab es Streit unter den Juden, und sie sagten: Wie kann uns der sein Fleisch zu essen geben? Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohnes esst und sein Blut trinkt, habt ihr kein Leben in euch.“ (Johannes 6,48-53)

Und Jesu Schüler? Viele wenden sich ab von Jesus, von seiner Unbedingtheit, seinem Anspruch und von seinen oft unverständlichen, polarisierenden Worten. Selbst die Zwölf, die bleiben, wirken etwas verloren: „Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ (Johannes 6,67-69; Einheitsübersetzung). Jesu eigene Geschwister vertrauen nicht auf ihn (Johannes 7,1-6).

Die Menge ist aufgebracht, Jesu Familie ohne Vertrauen, die Schüler gespalten: „Jesus entgegnete ihnen: Murrt nicht! Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. In den Propheten steht geschrieben: Und sie werden alle von Gott gelehrt sein; jeder, der auf den Vater gehört und von ihm gelernt hat, kommt zu mir.“ (Johannes 6,43-45). Gottes Wort ist nicht einfach zu haben. Die Menschen sollen selbst lernen und dann entscheiden, ob es für sie Wort und Brot des Lebens ist.

Dr. Michael Rydryck ist Referent für Studium und Lehre sowie Dozent für Neues Testament und Religionswissenschaft am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main.