Sonntag: Psalm 52
Montag: Richter 16, 4-22
Dienstag: Richter 16, 23-31
Mittwoch: Rut 1, 1-22
Donnerstag: Rut 2, 1-23
Freitag: Rut 3, 1-18
Samstag: Rut 4, 1-22
Mit dem Buch Rut bleiben wir in der Zeit der Richter, kommen damit jedoch in einen ganz anderen Themenkreis der Geschichte Israels. Rut gehört zu den großen Frauengestalten der Bibel. Sie lebte gegen Ende dieser Richterzeit, also ungefähr um die Jahrtausendwende. Das Buch erzählt davon, dass Obed, ein Sohn der Rut, zum Großvater Davids wurde (4,17) und damit ja auch letztlich in den Stammbaum Jesu (Matthäus 1,6) gehört.
Am Anfang der Erzählung steht eine lange Dürreperiode, die zu einer Hungersnot in Judäa führte, die sich aber im Ostjordanland, in Moab, wesentlich abgeschwächter auswirkte. Eine israelische Familie zieht deswegen ins Ausland auf die andere Seite des Jordantales, die Söhne heiraten einheimische Mädchen, und das Leben nimmt seinen erträglichen Lauf.
Aber die Zeiten ändern sich, und schwere Schicksalsschläge führen dahin, dass die alte Noomi mit ihren Schwiegertöchtern allein steht und schließlich nach Bethlehem zurück will. Eine Schwiegertochter Orpa (die den Nacken zeigt) bleibt zurück, Rut (die Freundin) hingegen wird ihre Schwiegermutter nicht allein lassen. Sie entschließt sich: Wo du hingehst, da will ich auch hingehen (1,16).
Dieses Wort wird heute zwar häufig von Brautleuten gewählt, aber der ursprüngliche Zusammenhang war ein anderer. Eine junge Frau sagt ihrer Schwiegermutter Versorgung und Pflege im Alter zu! Und sie erfüllt damit den Sinn des vierten Gebotes: Ehre deine Eltern, wenn sie alt geworden sind! Sie selbst verlässt also die Heimat ihrer eigenen Familie im Ostjordan und zieht mit nach Israel, in ein für sie fremdes Land.
Dort lebt Boas von der jüdischen Familie. Er ist nach alter Ordnung für solche Fälle der „Go-el“(Löser), das ist ein Verwandter, der die Pflicht einlösen muss, durch Verheiratung mit der Erbtochter das verfallene Erbe wieder an die zuständige Familie zu bringen. Damit hing vor allem auch die Versorgung zusammen. Und das war teuer und eine ziemlich schwere Last!
Aber hinter diesen alten Sozialordnungen spielen in dieser zauberhaften Geschichte auch ganz andere Dinge eine Rolle. Der Protest gegen das Verbot der Mischehe zum Beispiel, das an anderen Stellen des Ersten Testaments gefordert und wohl auch durchgesetzt wurde! Hinter dem Verbot von diesen Mischehen stand die Erfahrung, dass die „fremden Frauen“ eben auch ihre heimatlichen Götter mitbrachten und ihre Frömmigkeit. Das war eine oftmals reale Aufweichung des israelitischen Glaubens an den „Gott der Väter“. Rut jedoch ist das Gegenbeispiel.
Wobei es sich lohnt, wenn man ihre Geschichte zum Anlass nimmt, einmal die Geschichte der Ehe (das Wort selbst kommt im Ersten Testament nicht vor) zu verstehen: Wie kam eine Heirat zustande? Welche Rechte hatten Mann und Frau und die Kinder? Da kann man viele auch aktuell interessante Entdeckungen machen.