Sonntag: Psalm 56
Montag: 1. Johannes 3, 1-10
Dienstag: 1. Johannes 3, 11-18
Mittwoch: 1. Johannes 3, 19-24
Donnerstag: 1. Johannes 4, 1-6
Freitag: 1. Johannes 4, 7-16
Samstag: 1. Johannes 4, 17-21
„… Gott ist Liebe.“ (1. Johannes 4,16). Die Liebe, vor allen Dingen aber die Liebe Gottes, ist ein wichtiges Puzzlestück des ersten Johannesbriefs. Nur damit lässt sich das komplizierte Puzzle, das der Brief entwirft, zusammenfügen und verstehen. Dabei ist die Aussage, dass Gott Liebe ist, nicht als plattes Klischee zu verstehen, sondern als eine ernstgemeinte Zusage an die Menschen, die allerdings auch an bestimmte Voraussetzungen geknüpft ist.
Im Zentrum steht dabei ein Gott, der aufgrund seiner Liebe zu den Menschen seinen eigenen Sohn geopfert hat, damit ihnen Verfehlungen (Luther: Sünden) vergeben werden. Jesus und das Kreuzesgeschehen dürfen daher nicht metaphorisch verstanden werden, da es sich dabei um das ultimative Zeichen des Liebeshandelns Gottes handelt. Christus ist im Blut und im Fleisch gekommen, ist Mensch geworden und als Mensch gestorben. Die Ablehnung des menschlichen Sohnes Gottes wird zur Ablehnung der göttlichen Liebe.
Auch die grundsätzliche Frage nach der weiteren Möglichkeit, sich zu verfehlen, wird mit der Liebe Gottes in Verbindung gebracht. Zwar hat der Kreuzestod zur Vergebung von Verfehlungen geführt, diese jedoch nicht grundsätzlich aus der Welt geschafft: Der Mensch ist weiterhin fehlbar, und so bleibt die Möglichkeit zur Verfehlung weiterhin bestehen. Wer die eigene Fehlbarkeit ablehnt, lehnt zugleich den Bedarf der Vergebung und somit die Liebe Gottes ab.
Die Liebe Gottes ist keine Sackgasse, die bei einem einzelnen Menschen endet. Aus ihr heraus ergibt sich die Pflicht, die Nächsten zu lieben und für diese zu sorgen. Der Brief führt dabei vor Augen, dass die gegenseitige Fürsorge nicht bloß leere Worthülse bleiben und im „Wir sollten mal helfen…“ enden darf, sondern der Aufruf zur Fürsorge ist eine in die Tat umzusetzende Handlungsanweisung, die sich konsequent aus dem Liebesgebot ableitet.
Doch diese Liebe Gottes ist nicht nur positiv gezeichnet. Sie gilt nicht allen Menschen, sondern kennt Grenzen. Und das ist problematisch. Denn die Nächsten sind im Brief nur diejenigen, die zur Gemeinschaft der Kinder Gottes gehören, nur sie sollen einander lieben und füreinander sorgen. Und auch wenn zu wünschen wäre, dass die unumstößliche Handlungsanweisung der gegenseitigen Liebe und Fürsorge allen Menschen gilt, stellt der Brief schonungslos fest: Wer nicht zum Kreis der Ingroup gehört, wird exkludiert. Doch wer zur Gemeinschaft der Kinder Gottes zu zählen ist, lässt der Brief offen.
• Dominic Blauth ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main.