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Die Bibel lesen

Woche vom 20. bis 26. März

Sonntag:    Psalm 35, 17-28
Montag:     Johannes 13, 36-38
Dienstag:     Johannes 14, 1-7
Mittwoch:     Johannes 14, 8-14
Donnerstag:    Johannes 14, 15-21
Freitag:     Johannes 14, 22-26
Samstag:     Johannes 14, 27-31

Das, was ab Kapitel 14 gelesen werden kann, ist in doppelter Weise der Nachfolge entzogen: Dort, wo Jesus nun hingeht, kann ihm nicht einmal der Fels Petrus folgen, zumindest jetzt noch nicht (Johannes 13,36). Petrus kann nicht folgen, weil das Evangelium den Weg des Christus beschreibt, und zunächst einmal nicht den der ihm nachfolgenden Menschen. Und Petrus kann ihm nicht folgen, weil er an einer wesentlichen Aufgabe der Nachfolge, dem Bekenntnis, scheitern wird. Der johanneische Christus weiß das und sagt ihm die große Verleugnung voraus (Johannes 13,38). Was folgt ist eine große Leerstelle – das Johannesevangelium lässt Pe­trus schweigen.

Schon am Ende des 13. Kapitels wird eine Gegenüberstellung vor Augen geführt, die im weiteren Verlauf ausdrücklich oder vom Text vorausgesetzt immer wieder begegnet – Jetzt und Später: Wohin ich mich aufmache, kannst du mir jetzt nicht folgen. Vers 14,26: Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater schicken wird in meinem Namen, jener wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. – Und ich habe es euch jetzt gesagt, bevor es geschieht. (Johannes 13,36. 14,26. 14,29 Übersetzung Alkier, Paulsen FNT 3)

Die Verbindung, der Weg zwischen dem Jetzt und dem Später ist Christus selbst: Ich bin der Weg (Johannes 14,6). Damit beantwortet er die Frage des unsicheren Thomas, der nicht weiß, wohin der Weg führt. In dem Christus, wie ihn das Johannesevangelium vor Augen führt, können Nachfolgerinnen und Nachfolger Gott neu erkennen. Über diesen Christus, der der Weg ist, können die Fragenden zum Vater kommen.

Das ganze 14. Kapitel und auch die folgenden Abschnitte des Johannesevangeliums bieten Abschiedsreden, eine lange Aneinanderreihung unter dem Motto „Was noch zu sagen ist“. Klare Antworten auf alle Fragen. Anreden gegen den bevorstehenden Tod. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, darum jetzt noch einmal Rede um Rede, Antwort um Antwort, ein ganzes in Sprache gefasstes Vermächtnis (Johannes 14,30). Der Text der Bibellese fordert uns als Lesende heraus: Schweigen wir wie Petrus? Fragen wir nach wie Thomas? Gehen wir den Weg der Liebe, den Christus selbst vorgelebt hat?

Der Bibeltext gibt den Weg vor – ein Vermächtnis für die Welt des Johannesevangeliums und für die Welt im Hier und Jetzt: Frieden lasse ich euch zurück, Frieden, den meinen, gebe ich euch. Nicht, wie die Welt gibt, gebe ich euch. Nicht aufgewühlt werde euer Herz und nicht furchtsam (Johannes 14,27).

Dr. Michael Schneider ist Leiter des Dekanats und Dozent für Neues Testament, Liturgik und Hymnologie am Fachbereich Evangelische Theologie Universität Frankfurt am Main.