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Die Bibel lesen

Woche vom 21. bis 27. November

Sonntag:    Psalm 4
Montag:     1. Thessalonicher 5,1-11
Dienstag:     1. Thessalonicher 5,12-28
Mittwoch:     2. Thessalonicher 1,1-12
Donnerstag:     2. Thessalonicher 2,1-12
Freitag:     2. Thessalonicher 2,13-3,5
Samstag:     2. Thessalonicher 3,6-18

Der älteste Paulusbrief im Neuen Testament schließt mit Grüßen und fürsorglichen Ermahnungen, miteinander in Liebe und Glaubensheiterkeit umzugehen (1. Thessalonicher 5,16). Sogar ein Hinweis, wie mit dem Brief zu verfahren ist, ist angefügt (5,27). Aber so tröstlich und beruhigend die Botschaft des 1. Thessalonicherbriefes auf ihre Leser gewirkt haben mag, so beunruhigend ist die Lage, die anschließend entsteht.

Davon spricht der 2. Thessalonicherbrief. Zur Zeit des 1. Thessalonicher hatten sich Gemeindemitglieder Sorgen gemacht, weil einige bereits vor der angekündigten Wiederkunft Christi verstorben waren. Paulus hatte versichert, dass sie nicht verloren seien und dass sie sogar zuerst mit Christus vereint würden, ja dass sein Kommen unmittelbar bevorstünde (1. Thessalonicher 4,16-18).

Genau an diesem Punkt aber entsteht jetzt Unruhe. Abgesehen davon, dass die Gemeinde offenbar äußerlich in Bedrängnis gerät, scheint es auch Aussagen oder gar einen gefälschten Brief mit der Nachricht gegeben zu haben, der „Tag des Herrn“ sei schon da (2. Thessalonicher 2,2). Das wiederum könnte dazu geführt haben, dass einige propagieren, Regeln und Gebote seien deshalb außer Kraft. Vor dieser Verführung warnt der 2. Thessalonicher die Christinnen und Christen.

Nach der Ansicht der meisten Ausleger stammt der Brief nicht von Paulus selbst, sondern aus seinem Umkreis, vielleicht von einem Schüler. Er ist zu einem späteren Zeitpunkt verfasst worden, als sich die Lage in Thessalonich schon verändert hatte, das ist zu erkennen.

Er weist einerseits ganz viele Ähnlichkeiten mit dem 1. Thessalonicher auf, sogar wörtliche Übereinstimmungen, aber die Problemlage hat sich verschoben, und die Akzente werden anders gesetzt: Die Bedrängnis ist da (1,6), die Verführung von innen auch (3,11). Zur Zeit des Neuen Testaments ist das nichts Ehrrühriges gewesen, einen Brief unter dem Namen einer bereits bekannten Persönlichkeit herauszugeben.

Anders als bei heutigen Diskussionen um Plagiatsvorwürfe war damals der fingierte Absender, also Paulus, eine Möglichkeit, die Botschaft zu unterstützen, die ein solcher Brief hat. War Paulus bekannt, würde auch das, was in einem zweiten Brief unter seinem Namen stand, Beachtung finden. Es ist allerdings deutlich zu erkennen, dass in diesem Folgebrief die Ermahnungen und die Regeln viel mehr Raum einnehmen als die Botschaft der Hoffnung. Das mag der damaligen Lage geschuldet sein, aber es ist eine Gefahr, der sich die Kirche bis heute bewusst sein muss.