Sonntag: Psalm 119, 145-152
Montag: Nehemia 10, 1.29-40
Dienstag: Nehemia 12, 27-43
Mittwoch: Nehemia 13, 15-22
Donnerstag: Hebräer 1, 1–2, 4
Freitag: Hebräer 2, 5-18
Samstag: Hebräer 3, 1-19
Der Hebräerbrief gibt uns Rätsel auf. Er ist eigentlich gar kein Brief, sondern eine Predigt mit Begleitschreiben (13,1-25). Es gibt keinen konkreten Hinweis über den Autor und auch nicht über die Gemeinde, an die diese Predigt gerichtet ist. Die Überschrift „An die Hebräer“ ist nachträglich hinzugefügt worden. Da der Text im 1. Clemensbrief zitiert wird, muss er vor dem Jahr 95 n. Chr. entstanden sein.
Ungeachtet dieser Rätsel ist der Inhalt dieser Predigt faszinierend, denn sie hat gegenüber den anderen neutestamentlichen Büchern einen ganz eigenen Akzent. Der Autor ist zwar anonym, aber er schreibt ein brillantes Griechisch, kennt sich großartig in den Schriften Israels aus und ist im philosophischen Denken seiner Zeit bewandert.
Gleich am Anfang wird deutlich, dass sich der Gesprächsfaden zwischen Gott und den Menschen durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurchzieht (1,1). Gott hat durch die Propheten gesprochen und Gott spricht nun durch seinen Sohn (1,1-4). Im Leben Jesu zeigt sich Gottes Glanz wie im Abdruck eines Stempels (1,3). Auch der Sohn spricht durch die Worte der Psalmen (1,5-14) und der Propheten Israels (2,13). Die Verse aus dem Alten Testament werden allerdings nicht einfach nur zitiert, sondern in lebendiger Weise als Gottes Wort neu zusammengesetzt.
Im zweiten Kapitel liegt der Schwerpunkt auf der Mitmenschlichkeit Jesu. Weil er gelitten hat und versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden (2,18). Dabei wird der Weg Christi von der Erniedrigung bis zur Erhöhung beschrieben (2,5-18). Seine zentrale Bedeutung als „treuer Hoherpriester“ wird bereits angedeutet.
Ein besonderes Thema der ersten zwei Kapitel sind „die Engel“ und ihr Verhältnis zum Sohn Gottes. Die Predigt widerspricht der Auffassung, Christus wäre den Engeln gleich (1,4). Zwar wurde er für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt, um den Kreuzestod zu sterben, aber nun beten die Engel in der himmlischen Welt den Sohn an (1,3.6).
Im dritten Kapitel werden die Hörenden ermahnt, bis zum Ende (3,14) am Glauben an Christus festzuhalten. Wer das nicht tut, dem wird es so ergehen wie jenen aus dem Volk Israel, die mit Mose aus Ägypten ausgezogen sind. Aufgrund ihrer Sünden durften sie nicht in das gelobte Land hinein und sind gestorben (3,17).
So wird schon in den ersten drei Kapiteln deutlich, warum der Autor seine Predigt als „Wort tröstlicher Ermahnung“ (13,22) versteht. Die Predigt tröstet, indem sie deutlich macht, was Christus für uns getan hat. Sie ermahnt, indem sie davor warnt, das erworbene Heil aufs Spiel zu setzen.