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Die Bibel lesen

Woche vom 2. bis 8. Mai

Sonntag:    Psalm 45
Montag:     Daniel 9, 1-19
Dienstag:     Daniel 9, 20-27
Mittwoch:     Daniel 10, 1-21
Donnerstag:     Daniel 12, 1-13
Freitag:     Sprüche 25, 11-28
Samstag:     Sprüche 26, 1-17

Daniel 9,27f. fassen zusammen: Wo immer und was immer dem Volk Gottes – und so hat es die Kirche später dann auch auf sich bezogen – Unheil und Entsetzliches widerfährt, eins bleibt ihm gewiss: Du bist von Gott geliebt! Gewählt! Kapitel 12 ist dann auch unter dem neuen Bund als Auferstehungsverheißung gelesen worden. So gibt es Trost in vielen Nöten, auch in Zukunft. Allerdings missbraucht man das Buch Daniel, wenn man daraus aktuelle Zukunftsberechnungen ableitet.

Übrigens: Es gibt zum Buch Daniel noch Ergänzungen (Stücke…), die in den Apokryphen abgedruckt sind. „Susanna im Bade“ etwa, wo das Problem gerechter Urteilsfindung nach einer Vergewaltigung geschildert wird. Auch Gebete der Gefolterten sind aufbewahrt und obwohl sie sicher keine „Protokolle“ der tatsächlich geschrieenen Worte sein dürften, so sind sie in ihrer nachträglichen Ausmalung ein erschütterndes Zeugnis dieser Ereignisse und Glaubenserfahrungen. Und bei aller orientalischen Verbrämung in den Formulierungen dieser Texte: Das Entsetzliche hat sich immer in Einzelschicksalen vollzogen, in Menschen, die sich aber auch als Volk, als gedemütigtes, gequältes Volk verstanden haben, dem Gott nahe blieb.

Weiter geht es mit den Sprüchen. Die kleine Lena meinte kürzlich, die Kinder hätten es zur Zeit Salomos gewiss schwer gehabt. „Warum: „Es gab keinen Schulbus, und sie mussten nur gehorchen!“ Und sie vermutete: „Vielleicht gab es damals noch gar keine richtige Schule!“ Da hatte Lena aus ihrer Sicht sicher Recht. Aber bei allen Unterschieden, die im Kindermund bewusst werden: Die Sammlung der Sprüche ist tatsächlich im Zusammenhang mit Erziehung benutzt worden, am Königshof vielleicht oder im Stadttor – wo sich im Orient vieles abspielte.

Diese Lebens- und Glaubensweisheiten sind auch nicht zum Herunterlesen gedacht, eher sind sie die „Moral von Geschichten“, die aus dem Leben erzählt wurden. Manchmal ist es fast rührend zu sehen, wie sorgsam auf eine gute Nachbarschaft geachtet wurde. Das Zusammenleben in den antiken Dörfern und Städten war ja auch arg eng und führte zu entsprechenden Problemen. Der Friede zu Hause und dann auch der Frieden mit den Nachbarvölkern war ein wichtiges Lebensgut (25,21f.). Die fernen Lande in Vers 25 machen bewusst, dass einerseits in der antiken Politik schon mit weiten Horizonten und erstaunlichen Entfernungen gedacht und gehandelt wurde, andererseits aber der Lebensradius eines Normalbürgers kaum über zehn bis zwanzig Kilometer hinauskam. Schade, die drastischen Worte zu den Faulen (26,13ff.) werden dieses Mal ausgelassen, aber vermutlich gibt es doch mehrere Leserinnen und Leser, die auch in den Zwischenstücken stöbern und vielleicht auch lächeln, weil sie entdecken, wie viele menschliche Erfahrungen über die Generationen vergleichbar geblieben sind.