Sonntag: Psalm 22, 1-22
Montag: Lukas 22, 7-23
Dienstag: Lukas 22, 24-30
Mittwoch: Lukas 22, 31-38
Donnerstag: Lukas 22, 39-46
Freitag: Lukas 22, 47-53
Samstag: Lukas 22, 54-62
Das Abendmahl. Wer wäre nicht gerne mit dabei? Im Kreise der Jünger, in Gemeinschaft mit Jesus Christus. Sogar ein Verräter darf mit dabei sein! Jesus sehnt sich nach dieser Gemeinschaft: Mit Sehnsucht habe ich mich danach gesehnt steht im griechischen Text, der Luthers Übersetzung zugrunde liegt (Vers 15, bei Luther: mich hat herzlich verlangt). Nüchtern erzählt Lukas von Streit und Wettbewerb der Jünger untereinander. Wer hier ist der Größte? Doch Jesus traut ihnen mehr zu: Macht es nicht so, wie die weltlichen Herrscher! Wer Jesus folgt, hat es nicht nötig, sich über andere zu stellen. Weil Jesus sich selbst als Diener zeigt (27). Die Aussicht darauf, an der kommenden Gottesherrschaft beteiligt zu sein, macht überschwänglich: Petrus zeigt sich bereit, mit Jesus in den Tod zu gehen. Sogleich wird er von ihm gedämpft: Du wirst mich verraten. Wie leicht es ist, im Überschwang ein Versprechen zu machen. Wie schwer es ist, es zu halten, wenn es darauf ankommt.
Im Garten Gethsemane schlafen die Jünger vor Traurigkeit ein. Dabei werden sie doch jetzt gebraucht: Die Stunde der Macht der Finsternis (53) ist gekommen. Der von Satan ergriffene Judas (3) will Jesus mit einem Kuss an dessen Feinde verraten. Jesus ermächtigt seine Gegner: Dies ist eure Stunde (53). Jesus stoppt den Einsatz des Schwertes gegen seine Feinde. Mehr noch: Er heilt sogar das Ohr des Feindes (siehe Kapitel 6, 27). Auf Jesu Barmherzigkeit ist unbedingt Verlass – auch wenn er in Bedrängnis gerät.
Unbeeindruckt von dieser heilenden Tat nehmen Jesu Feinde ihn gefangen. Drei Menschen erkennen Petrus, er leugnet. Jesus sieht Petrus an, er schaut uns Leserinnen und Leser an: Begreifst du, wie schnell es geht, mich zu verraten? Wir sind längst verstrickt in diese Geschichte, sie wird zu unserer eigenen. Verrätst du mich und meine Lehre? Stehst du auch dann zu mir, wenn es unbequem wird? Wie leicht es war, am Abendmahl teilzunehmen. Wie schwer es dann im Alltag fällt, sich einzugestehen, wo unsere Treue zu Jesus zu brechen droht. Indem wir die Passionsgeschichte lesen, können wir innerlich Inventur machen: Was glückt uns – und was fehlt uns im Leben, um auf die Feststellung Du bist auch eine/einer von denen (58) deutlich antworten zu können: Ja, bin ich!
Und? Wer wäre, mit allen Konsequenzen für das eigene Leben, beim Abendmahl gerne mit dabei? Alles ist für uns bereitet. Es ist gut zu wissen: Da sitzt bereits einer am Tisch und wartet auf uns – sehnsüchtig.
• Helena Malsy ist Theologiestudentin und wissenschaftliche Hilfskraft an der Professur für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche, Goethe Universität Frankfurt.