Sonntag: Psalm 15
Montag: Lukas 9, 37-45
Dienstag: Lukas 9, 46-48
Mittwoch: Lukas 9, 49-50
Donnerstag: Lukas 9, 51-56
Freitag: Lukas 9, 57-62
Samstag: Lukas 10, 1-16
Jesus heilt Menschen. Er weiß, dass seine Zeit auf Erden begrenzt ist. Deshalb vermittelt er seinen Schülern das Vermögen, Menschen ebenfalls zu heilen. (9,1) Er traut ihnen zu, dass sie es auch nutzen. Und doch kommt ein Vater zu ihm mit der Nachricht, dass Jesu Schüler dessen Sohn nicht heilen konnten. Jesus platzt sprichwörtlich der Kragen: Wie lange werde ich noch bei euch sein und mich um euch kümmern können? Dabei geht es keineswegs darum, dass Jesus es leid ist, den Menschen zu helfen. Er sorgt sich, wie es weitergehen soll. Er ärgert sich, dass seine Schüler aufgrund ihres mangelnden Vertrauens nicht dazu in der Lage sind, die ihnen anvertrauten Fähigkeiten zu nutzen. Vor dem Hintergrund seiner Sorge spricht Jesus seine zweite Leidensankündigung aus – das Ende am Kreuz rückt näher.
9,37–10,16 ist geprägt von der Frage nach der Nachfolge Jesu. Welche Bedingungen gilt es zu erfüllen? Welche Opfer müssen erbracht werden? Welche Belohnung bringt die Nachfolge mit sich?
Jesus ist sich bewusst, dass es nicht leicht ist, ihm nachzufolgen und er spielt mit offenen Karten. Wer ihm folgt, wird Anfeindung erfahren, vielleicht sogar das eigene Leben bedroht sehen. Seine Schüler betonen die Exklusivität der Nachfolge und wenden sich gegen diejenigen, die nicht zu ihrem inneren Kreis gehören, die zwar auf Jesu Macht vertrauen und in seinem Namen Wunder wirken, aber eben nicht Teil des engsten Schülerkreises sind. Auch sie verrichten auf ihre Weise Gottes Werk, vielleicht sogar erfolgreicher als die versagenden Schüler, und sind damit Teil einer weiter gefassten Gemeinschaft. Es gilt, eben nicht den fremden Wundertäter, der auch auf Jesus vertraut, an seinem Werk zu hindern, sondern sich zusammenzuschließen und gemeinsam für das, worauf man vertraut, einzustehen. Gerade in einer Situation, in der es scheint, als wäre die ganze Welt gegen die eigene Gruppe, ist Zusammenhalt zentral.
Die Bedingungen für die Gemeinschaft in der Nachfolge Jesu werden allerdings klar formuliert: Nur wer wie ein Kind vertraut, taugt für die Nachfolge. Nur wer sich nicht über Status definiert, wird eine wirkliche Rolle in der Nachfolge Jesu spielen. Es geht nicht um die Abhängigkeit des Kindes, um das sich die Eltern kümmern müssen, sondern um dessen Fähigkeit, bedingungslos zu vertrauen.
Diejenigen, die Jesus nachfolgen, werden auch Opfer bringen müssen, aber sie dürfen, ja sie müssen vertrauen. Die Aussicht auf das Reich Gottes lohnt sich.
• Dominic Blauth ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main.