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Die Bibel lesen

Woche vom 7. bis 13. Februar

Sonntag:    Psalm 18, 21-51
Montag:     Lukas 8, 26-39
Dienstag:     Lukas 40-56
Mittwoch:     Lukas 9, 1-9
Donnerstag:     Lukas 9, 10-17
Freitag:     Lukas 9, 18-27
Samstag:     Lukas 9, 28-36

Dämonen bitten um Erbarmen, ins Wasser fällt ein Schwein und nicht jedes Wunder gibt Anlass zur Freude. Aber darum geht es in Lukas 8,26-9,36 eigentlich auch gar nicht. Es geht vielmehr um Grenzen – die Grenzen des Möglichen, die Grenzen des Vorstellbaren und die Grenzen des Zumutbaren. Und es geht um das Überschreiten solcher Grenzen.

Als Jesus in Lukas 8,26-37 eine Legion Dämonen aus einem Mann in der Nähe von Gerasa ausfahren lässt, überschreitet er die Grenzen des Menschen und Dämonen Möglichen. Dass er jedoch diese Dämonen in eine Schweineherde einfahren lässt, die sich anschließend ins Wasser stürzt, überschreitet für die Gerasener die Grenze des Zumutbaren: Jesus soll wieder gehen, denn Wundermacht kann verstörend wirken. Wunder beängstigen, stören den Alltag, widersprechen der Vernunft, sind irgendwie unbequem oder unglaubwürdig. Der bloße Versuch, Unmögliches möglich zu machen, kann daher auch lächerlich wirken (8,53).

Wundermacht vermag aber auch zu heilen, die Grenzen der Ausgrenzung und sogar des Todes zu überwinden (8,38-56). So sendet Jesus seine Schüler, nicht um zu erschrecken oder zu imponieren, vielmehr um zu heilen (9,1-6). Nachfolge bedeutet hier und im Folgenden nicht nur zu lehren und zu leiden wie Jesus, sondern auch Leiden zu lindern, heilend zu wirken wie er. Die Bezahlung ist schlecht und die Wege staubig, aber das Essen ist gratis und dank der Wundermacht Jesu gibt es für alle reichlich nach einem langen Tag (9,11-17).

Wundermacht kann selbst die Mächtigen neugierig machen (9,7-9). Und was bewirkt sie bei den Schülern Jesu? Sie werden nicht zu Zauberlehrlingen, aber stolz wirken sie schon, wenn sie vor ihrem Meister ihre großen Taten rühmen (9,10), ihn im Hochgefühl als Christus bekennen (9,18-20) und ihm im Angesicht der Verklärung gleich ein provisorisches Heiligtum errichten wollen (9,28-35).

Doch Jesus gebietet immer wieder Stillschweigen im Angesicht seiner Wunder und seiner Macht (8,56; 9,21; 9,36). Denn der Weg der Nachfolge, des Heilens und der Wunder wird mit Jesu eigenem Leid erkauft (9,22). Auf dem Weg in der Nachfolge Jesu können seine Schüler daher keine Anmaßung brauchen, sondern Hingabe (9,23-27) und Berührbarkeit (8,43-48). Und sie müssen bereit sein, immer wieder aufzubrechen, Grenzen zu überschreiten, alte Ufer hinter sich zu lassen, gewappnet für neue Zumutungen und zugleich offen für neue Möglichkeiten.

Dr. Michael Rydryck ist Referent für Studium und Lehre sowie Dozent für Neues Testament und Religionswissenschaft am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main.