Artikel teilen:

Die Bibel lesen

Woche vom 31. Januar bis 6. Februar

Sonntag:    Psalm 18, 1-20
Montag:     Lukas 7, 24-35
Dienstag:     Lukas 7, 36-8, 3
Mittwoch:     Lukas 8, 4-15
Donnerstag:     Lukas 8, 16-18
Freitag:     Lukas 8, 19-21
Samstag:     Lukas 8, 22-25

„Die Weisheit hat durch alle ihre Kinder recht bekommen“, so endet die Betrachtung zu den Reaktionen auf das unterschiedliche Auftreten Johannes des Täufers und Jesu (7,35). Johannes kam als Asket und konnte die Behörden nicht überzeugen; der Menschensohn ist dem vollen Leben und den Außenseitern zugewandt und findet auch kein Gehör.

Die Weisheit, so sagt es das alttestamentliche Buch der Sprüche poetisch, ist Gottes Gespielin im Schöpfungsgeschehen. „Wer mich findet“, sagt sie, „findet das Leben und erlangt Gottes Wohlgefallen“ (Sprüche 8,35). Die biblische Weisheit öffnet das Ohr für das, was Gott über unsere Menschlichkeit zu sagen hat. Der Evangelist erzählt, dass die Weisheit Jesus schon als Kind und Jugendlichen prägt (2,40.52). Die Weisheit sendet die prophetische und messianische Kritik und Hoffnung in die Welt (11,49) und gibt den Verfolgten in der Not die treffenden Worte ein (21,15). Ein Kind der Weisheit ist Jesus selbst; Kinder der Weisheit sind alle, die auf Johannes hören und sich ändern, und alle, die sich vom Menschensohn zum Festspiel des Lebens einladen lassen. Menschensohn – so bezeichnet der Evangelist Jesus als Vertreter von dem, was Gott den Verlorenen unter den Menschen in Aussicht stellt.

Zu den Kindern der Weisheit zählen die Frauen, die Jesus folgen. Das Lukasevangelium hebt sie besonders hervor, wie die Frau, die Jesu Füße salbt, deren Verfehlungen von Jesus aufgehoben werden, weil sie so viel Liebe hat und ihm vertraut.

Es ist nicht selbstverständlich, zu den Kindern der Weisheit zu gehören: Die Saat des schöpferischen Gotteswortes fällt nicht bei allen auf fruchtbaren Boden. Die Kunst des Zuhörens wohnt bei denen, „die auf dem guten Land stehen, die das Wort hören und bewahren in einem feinen, guten Herzen, und durch Ausdauer Frucht bringen“ (8,15). In der Bibel ist das Herz Sitz des Nachdenkens.

Wichtiger als seine eigene Verwandtschaft sind Jesus die, „die Gottes Wort hören und tun“ (8,21). Eben sie bilden die Gemeinschaft der Kinder der Weisheit, zu der sich die Schülerschaft Jesu rechnen darf. Der Sturm, das Wüten des Meeres, das ganze Tohuwabohu der Welt (1. Mose 1,2) bereiten ihnen Angst – damals wie heute. Jesu befreiendes Wort bringt sie auf den Weg „zum erwünschten Land“, wie Psalm 107 sagt. Die Sturmepisode wirkt wie eine messianische Erzählung zu Psalm 107,28-30.

Am Ende steht Jesu Frage und begleitet uns lebenslang: „Wo ist euer Vertrauen, euer Glaube, eure Treue?“ Erhalten bleibt uns auch die Schülerfrage: „Wer ist dieser?“ (8,25). Hüten wir uns vor eilfertigen Antworten.

Dr. Jisk Steetskamp, Pfarrer i. R., ist beteiligt an der Forschung am Fachbereich Neues Testament der Universität Frankfurt am Main.