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Die Bibel lesen

Woche vom 2. bis 9. Januar

Samstag:    Lukas 3, 1-6
Sonntag:    Psalm 100
Montag:     Lukas 3, 7-14
Dienstag:     Lukas 3, 15-20
Mittwoch:     Lukas 3, 21-38
Donnerstag:     Lukas 4, 1-13
Freitag:     Lukas 4, 14-21
Samstag:     Lukas 4, 22-30

„Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war und Herodes Landesfürst von Galiläa […] als Hannas und Kaiphas Hohepriester waren, […]“. Mit diesen Worten fängt Lukas in Lukas 3,1 zum dritten Mal an, die Jesus-Christus-Geschichte zu erzählen. Und mit jedem neuen Anfangskapitel wird diese Geschichte immer präziser in die Weltgeschichte hineingeschrieben. Ein Rückblick in Lukas 3,23-38 führt Jesu Wirken bis auf Adam und Gott selbst zurück. Aus Sicht des Lukasevangeliums verbinden sich in der Jesus-Christus-Geschichte tiefe Wurzeln mit einer konkreten Gegenwart.

Wir schreiben das Jahr 29 n.Chr., Augustus ist tot, sein Adoptivsohn Tiberius herrscht im Römischen Reich, der Sohn von Herodes dem Großen herrscht in Galiläa. Mit dem Beginn des öffentlichen Auftretens Jesu setzt Lukas einen neuen Anfang. Auf den ersten Blick allerdings einen Anfang vom Ende: Der Statthalter Pilatus wird Jesus am Ende seines Weges kreuzigen lassen, der Landesfürst Herodes wird Jesus an Pilatus ausliefern, die Hohepriester werden für seine Verhaftung sorgen (Lukas 22-23). Doch dieses Ende stellt sich als Anfang heraus, blickt man auf die Auferweckung und die Himmelfahrt Jesu in Lukas 24 voraus.

In Lukas 3,1-4,30 scheint noch alles möglich zu sein: ein gelingendes Leben für den Sohn Marias; ein erfolgreiches Wirken in Wort und Tat; ein Messias, der auf offene Ohren und offene Arme trifft; ein Volk, das umkehrt und umdenkt. Jesu Taufe (Lukas 3,21-22), seine Versuchung in der Wüste (Lukas 4,1-13) und der Beginn seines öffentlichen Wirkens (Lukas 4,14-27) sind Augenblicke voller Möglichkeiten, Wegkreuzungen und Weichenstellungen. Die Wege von Johannes dem Täufer und Jesus kreuzen sich, ebenso die Wege Jesu und des Teufels. Der Geist Gottes kommt auf Jesus herab und führt ihn in die Wüste, um dort auf die Probe gestellt zu werden. Jesus entgeht den Bedrohungen des Anfangs (Lukas 4,1-13; Lukas 4,28-30) und fängt endlich an mit dem, wozu er gesalbt und gesandt wurde: „zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.“ (Lukas 4,18-19). Das Lukasevangelium erzählt von Lukas 1-24 immer neue Anfänge, weil Gott immer wieder neu anfängt und weil am Anfang noch alles möglich ist.

Dr. Michael Rydryck ist Referent für Studium und Lehre sowie Dozent für Neues Testament und Religionswissenschaft am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main.