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Die Bibel lesen

Woche vom 25. bis 31. Oktober

Sonntag:    Psalm 119, 129-136
Montag:     Jeremia 23, 16-32
Dienstag:     Jeremia 25, 1-14
Mittwoch:     Jeremia 26, 1-19
Donnerstag:     Jeremia 27, 1-22
Freitag:     Jeremia 28, 1-17
Samstag:     Jeremia 29, 1-14

Woran erkennt man einen falschen, woran einen wahren Propheten? Damit setzt sich das Jeremiabuch immer wieder auseinander. Das Alte Testament nennt verschiedene Kriterien für die echten Propheten: Die Berufung durch Gott, dass ein Prophet vom Geist Gottes ergriffen ist, dass er einen Lebenswandel nach Gottes Willen führt. Aber letztendlich kann sich eine Prophetie nur als wahr erweisen, nachdem sie eingetroffen ist (5. Mose 18,21f.). Dann erst gilt der, der diese Botschaft verkündigt hat, als jemand, der tatsächlich in Gottes Dienst steht. Es bleibt also schwierig, das Wort Gottes von bloßen Behauptungen, den wahren Propheten vom falschen zu unterscheiden.

Hinzu kommt, dass ein Prophet, der Unheil ankündigt wie Jeremia, nicht gern gehört wird. Lieber hören die Menschen Ankündigungen, dass alles gut gehe und nichts zu befürchten sei, dass man an seinem Leben nichts ändern müsse. Das Wort Gottes aber hat auch eine kritische Kraft. Es hinterfragt, es beunruhigt, es lenkt den Blick auf Unrecht, das geschieht, und will Veränderung. Das ist unbequem, viel schwieriger anzunehmen als Bestätigung und Vergewisserung. Gott ist ein Gott des Trostes, aber eben nicht nur.

Deutlich wird das zum Beispiel, wenn Jeremia eine lange Zeit der Gefangenschaft ankündigt und den Menschen, die im Exil leben, in einem Brief rät, der – fremden – Stadt Bestes zu suchen und für sie zu beten, sich dort niederzulassen und ihre Lage anzunehmen. Ganz fern am Horizont kündigt sich an, dass die, die das Gericht auf sich genommen haben, einst wieder gesammelt und zurückgeführt werden. Aber jetzt gilt es anzunehmen, dass das Gericht da ist.

Der Prophet Hananja, der Gegner Jeremias, hingegen, zerbricht das Joch, das Jeremia sich als Zeichen für das Gericht auf den Nacken gelegt hat (28,10). Er kündigt ein schnelles Ende der Gefangenschaft an – und stirbt einen plötzlichen Tod. Das hölzerne Joch wird durch ein eisernes ersetzt werden.

Rätselhaft erscheinen in diesen Passagen die Wege der Propheten: Der Prophet Micha wird erwähnt; auch er verkündigt auf Gottes Geheiß Unheil, aber der König Hiskia lässt ihn am Leben (26,18f.). Uria hingegen, der die gleiche Botschaft verkündigt wie Jeremia selbst, wird dem Tod preisgegeben (26,20-24). Und auch Jeremia, obwohl sich seine Worte als wahr erweisen, geht nicht als triumphale Gestalt in die Geschichte ein.

Die Botschaft ist zwar eng mit dem Menschen verbunden, der sie verkündigt, aber sie bewahrt ihn nicht vor Leid, sie zeichnet ihn nach menschlichen Kriterien auch nicht als erfolgreich aus. Nicht anders verhält es sich später mit dem Weg Jesu Christi.